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der Iohamüshütte auf dcr Pastcrze über die
erblickten wir von NNW. nach SSO. gelagert die dem Fuscherthale
abgewandte Rückwand des Breitkopfs.
Wir hatten in Kurzem gleiche Hohe mit dem Plateau des großen
Vurgstlllls erreicht uud schritten muthig vorwärts. Bald waren wir auf
den alten Schnee, dann auf Lagen Neuschnees gekommen.
Wir hatten uns durch ein um unseren linken Arm geschlungenes
Seil verbunden, ließen aber dessenungeachtet stets einen Raum von
mindestens einer Klafter zwischen uns, damit nicht bei dem Einbrechen
des Einen in eine Spalte der zu uahe hinter ihm gehende Gefährte
auch mitgerissen werde. Abwechselnd schritt bald ich, bald Nöderer voran.
Wider Erwarten klüftig trafen wir das Kecs in dein flachen Theile
des Gletschers an, der etwa auf halber Hohe zwischen der Senkung
zum zweiten Pasterzenboden und der Erhebung zu dem nördlichen Grenz-
kamme sich ausbreitet, uud hier brach ich einmal in eine mit Schnee
bedeckte Kluft bis auf den halben Leib ein. Ich war gerade voran, fand
jedoch mit den Händen bald den Rand der Spalte und kroch über den
Schnee wieder auf das feste Land. Als ich eben diese Manipulation
begann und mich dazu umgewandt hatte, sah ich Nöbercr sich in Positur
fetzen, um, wie ein Schiffmanu ein Boot, mich an das Ufer zu ziehen.
Obgleich meine Lage nicht die angenehmste war, so machte mich doch
Nödcrer's Stellung lachen, und ich rief ihm zu, das Seil zu lassen,
sein Anziehen würde mich nur irren, und er möge erst, wenn ich noch
tiefer sänke, nachhelfen. Natürlich war das ganze Intermezzo in wenig
Secunden abgespielt. Der sich in der Mitte mehrenden Klüfte halber
zogen wir uns jedoch bald darauf gegen die linke Seite unseres Gletschers.
Mit dein Vordringen gegen Norden waren wir auf die West-
seite des Fuscherkarkopfes gekommen, und ich beobachtete die scharfe
uncrsteigliche Kante, durch welche er hier mit dem Gletscher in Verbin»
düng steht. Später hatten wir noch Gelegenheit, seine Nordseite zu
betrachten, eine steilgeneigte glatte Eisfläche, so daß der Berg vielleicht von
Osten vom Sinewelleck aus, aber sicher von keiner andern Seite
erstiegen werden kann, Seine Höhe jedoch ist, wie ick) genau entnahm,
sehr bedeutend und Ware mit weniger als 10.200—10.500 W. F.
jedenfalls unterschätzt.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918