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192 Auf den Brennkogel :c.
fort. Wir wann nahe daran, daß wir uns, als wir auö der weglosen
Region zu ihm zu komme» snchten, zn weit links an den Wanden des
östlichen Bergznges gehalten hatten. Erst als wir ganz an den Bach
hinabgestiegen waren, trafen wir ihn dort an. An einer Wcndnng
kamen wir später zu den ersten Hütten und Bäumen, bald lag die
alpenartige Ansieblimg am Gipver mit ihren etlichen Hütten nnd ihrer
gemauerten Kapelle auf grüner Matte unter uns, knrze Zeit daranf
überschritten wir den Tauernbach, das Sammelwasser des Gebietes
südlich um das Hochthor herum, der hier i» südwestlichen: Laufe dem
Gntthalbache zueilt, und nun waren wir auch sogleich an der Kapelle
selbst angekommen.
Kamn hatte ich hier eine,: ganz angenehmen Sitz gefunden, als
sich einer meiner unbekannten Bekannten in: Gebirge, das heißt einer
derer, die mich kennen, ohne daß auch ich sie kenne, einfand und mir
allerlei vom Großglockner nnd von seineu Privatangelegenheiten erzählte.
Vorzugsweise von seinen Privatangelegenheiten zu sprechen, ist allge-
meiner Menschcngebranch, allein als eine ganz besondere Eigenschaft
der Heiligenblnter muß es angesehen werden, daß ihr zweites Wort
der Glockner ist, der ihnen freilich uebcu der Ehre auch Geld einbringt,
daher alles Lob verdient, da er das Nützliche mit dcm Angenehmen
vereint. Nach meiner Messung beträgt die Höhe der Gippcrkapelle
5137 W. F.
Die kurze Wanderung von einer halben Stunde oder dreiviertel
Stunden von hicr nach Heiligenblut bildete den würdigen Schluß der
so erfolgreichen Tagrcise. Die Kühle des Abends im Hochthale an
einem der letzten Nugusttage wirkte nach der Hitze der Mittagsstunden
im hohen Grade erfrischend.
Der Ausblick anf die Berge auf dem rechten Ufer der Moll und
hiuab in das tiefe Thal, die schönen Larchbäumc, die sich rings um
unseren Weg erheben, endlich die treffliche Beschaffenheit dieses Weges
selbst, deS eigentlichen Taucm-Saumpfades, mit dein sich der von
Heiligenblnt der Wegabkürzung halber gewöhnlich benutzte Steig bei
der zweiten höheren Kapelle am Kasereck wieder vereinigt, gestalteten
diesen letzten Theil meiner Bergfahrt zu einem angenehmen Spazier-
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918