Seite - 204 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
Bild der Seite - 204 -
Text der Seite - 204 -
204 Ersteigung des Iohamüsberges auf der Pasterze,
genau in die Mitte seiner Breite. Sehen wir uns die West- und
Ostseite an, so stürzt jene mit Eis und steilen Felswänden in den
Stubacher Oedeuwinkel ab, diese dagegen neigt sich anfangs sehr steil,
dann ziemlich gleichmäßig und weit sanfter als zu oberst gegen das
Pasterzenkees. Noch wissen wir aus der Notiz des Großglocknerbuches
über die Ersteigung aus dem Jahre 1844, daß südöstlich ein Kamm
des Iohanmsbergeö in die Pasterze vorspringt, und diesen Kamm werden
wir bald näher kennen lernen. - '
Um den Fuß unseres Eiskolosses herum erblicken wir dann die
ausgedehnten Firnfeldcr, des obersten Pasterzenkeeses und den Absturz,
mit welchem es auf den oberen oder mittleren Boden gelangt. Er
endet erst dort, wo am rechten Ufer der kleine, cun linken der große
Vurgstall, beides Fclserhebungen im Eise, und unter ihnen seinem
Namen entsprechend der große Bnrgstall, die bei weitem mächtigere,
als die Marksteine des Endes des obersten und Anfanges des oberen
Kcesbudens mitten aus dein weiten Eismeere aufragen. Von ihnen
fließt dann der obere Boden, der eigentliche flache Gletscher, welcher
nach Schlagintweit 9947 P. F. lang und durchschnittlich 3000 P. F.
breit ist, mit geringer Neigung zu Thal, bis er etwas außerhalb
unseres Standpunktes am hohen Sattels der ihn etwa um 500 Fuß
überragt und nach Schlagintweit 7809 P. F., nach meiner Messung
jedoch nur 7591 W. F. hoch ist, an dem uns schon bekannten großen
Abstürze sein Ende erreicht.
Es war gerade 5 Uhr, als wir den Gletscher unterhalb des
hohen Sattels betraten. Und nun begann die eigentliche Gletscher-
fahrt. Zuerst überschritten wir den oberen Kecsboden schräg in nord-
westlicher Richtung, wobei wir uns einen Punkt etwas links vom
kleinen Vurgstall zum Ziele setzten. Der Gletscher war hier ungemein
zerschriindet, aber alle Spalten lagen blos, und so konnten wir wenig-
stens vor dem Einbrechen in Klüfte sicher sein, Borsicht war jedoch auf
dieser Strecke deßhalb geboten, weil wir häufig auf der schmalen
obersten Kante des Eises, das beiderseits stark geneigt in tiefe Spalten
abdachte, hinschritten.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918