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228 Ersteigung des Ankogels bei Gastem.
Ich ließ sie daher, sobald man nur einigermaßen die Dämme-
rung gewahr wurde, etwa um '^4'Uhr beseitigen.
Wir waren von der Alpe an, immer östlich gehend, zuerst in
die Schlucht, mit welcher das Anlaufthal beim Unkogel endet, ge-
kommen. Jetzt drangen wir in derselben Richtung gegen Osten auf
der südlichen Seite dieser Schlucht über die letzten Abfalle des Platten-
kogels bereits immer anfwärtssteigend vor. Es wurde auch bald licht
genug, um die Umrisse der Berge und den Charakter der Gegend voll-
ständig unterscheiden zu können. Ich sah nun, daß das Höllthor-
gebirge die nördliche und nordöstliche Seite dieses Winkels der Erde
einnimmt. Es sendet oon seinen zackigen höchsten Spitzen Gletscher
auf das Ornbenkar herab, die dort in einem Abstürze enden, wo eine
steile Felswand den bis in die Tiefe und an den Anlaufbach, der in
den Eishalden geboren, dieselbe einnimmt, reichenden Fuß dieses Ge-
birges bildet. Hier sollen die Gemsen einen Lieblingsaufenthalt haben,
und wirklich zeigte auch uns ein wiederholtes Abrollen von Steinen
ihr Vorhandensein an, ohne daß wir jedoch die flüchtigen Thiere selbst
gewahr werden konnten.
Die gegenüber liegende südliche Seite der Schlucht jenseits des
Anlaufbaches und der OeffnuW,. durchreiche er zu den Nothegger
Alpen hinaus eilt, nimmt der Plattenkogel ein, ein zerklüfteter Berg
voll Gerolle und wenigstens heuer bis fast zum Bache herabhangenden
Schneefeldern.
Zwischen diesen beiden Bergen in der äußersteu südöstlichen
Ecke lagert der Ankogel. Er hangt durch eine Einsattlung mit dem
hintern Ankogel zusammen, der ein steiler Felsrücken mit Schnee in
seinen Vertiefungen sich vom Höllthore allmälig zu größerer Höhe
erhebt, bis er dort, wo er an der erwähnten Einsattlung des eigent-
lichen Ankogels in einem von oben bis unten reichenden fast senk-
rechten Abschnitte Plötzlich endet, höher als der Koloß selbst zu sein scheint.
Mit dem Plattenkogel dagegen verbindet unsern Berg ein tie-
ferer Sattel, welcher, da sich der Bergriese von seinem Berührungs-
punkte ^mit ihm an nordöstlich zieht, der Sattel aber als Fortsetzung
des Plattmkogels sich strenge von Osten nach Westen ausdehnt, unter
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918