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250 Das Malwthal in Kärnthen,
am 14. die Witterimg nicht zu einer solchen Bergfahrt geeignet, so
war ich genöthigt, sie für dies Illhr aufzugeben.
Am 14. August brachte mich aber höchst zweifelhafte Witterung
dazu, sogleich den Weg nach Gasteui durch das Maltathal einzuschlagen.
Jedoch selbst die vollständige Durchwanderung desselben und der Ueber-
gang über die kleine Elendscharte nach dem Kötschachthal wurde mir
damals vereitelt.
Ich hatte Gmiind spät verlassen und kam an diesem Tage bis
zur Wastelbauer Alpe. In der Nacht brach dann ein so furchtbares
Hochgewitter los, daß ich mich kaum eines ähnlichen entsinne und mir
das hochinteressante Schauspiel, das es bot, unvergeßlich bleibt.
Alle Elementarkrafte schienen entfesselt. In kaum secundenlangen
Zwischenranmen erhellten die Blitze mit ihren schlangenförmig gewun-
denen Strahlen das Dunkel der Nacht, der Sturm heulte, unter seinen
Fängen ächzte die Sennhütte, wenige Schritte von ihr toste die Malta.
Doch weitaus übertönten die von den Bergwänden ringsum wider»
hallenden gewaltigen Donnerschläge das Heulen des Sturmes und
das Tosen des Waldbaches.
Am nächsten Morgen hatte sich der Nebel derart ringsum auf
den Höhen eingenistet, daß mein .Führer-es ablehnte, mich über die
Elendscharte zu führen, und ich, um doch nach Pinzgau zu gelangen,
gezwungen war, von der Samerhütte den Weg über die Arlscharte
zu nehmen.
So habe ich das Maltathal nur bis zur Samerhütte kennen
gelernt. Nach demjenigen, was ich gesehen, muß ich mein Urtheil dahin
abgeben, daß es ein wundervolles Thal ist, von einer Großartigkeit,
wie wenig andere Thäler in den Alpen, von einem Reichthum an
Wasserfällen, wie kein anderes.
Es ist nöthig, bevor wir in seine Einzelnheiten naher eingehen,
über die Benennung seiner Theile zu sprechen. Hierin finden wir eine
große Unsicherheit und dieselbe mag dem Unistandc zuzuschreiben sein,
daß die Bildung der Thalstufen hier weniger ausgesprochen ist, als in
manch' anderem Thale. Entschieden die erste Abtheilung reicht von der
Ausmündung bei Gmünd bis zum Pftügelhofe. Doch auch diese zwei
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918