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252 Das Maltathal in Käintheu,
So gelangen wir auf einer ganz fahrbaren Straße über Hippeis-
dorfanen und dann bei einer Kohlstatt vorbei nach dem Pfarrdorfe Ober-
Malta, das gewohnlich Maltein genannt wird. Seine unregelmäßig
nebeneinanderlegenden Häuser, die etwas erhöht an der Straße erbaute
Kirche und sein altes Schloß Kroncgg, ein zwar nicht schöner aber
kerniger Bau des Mittelalters, erwecken gewiß das Interesse des
Fremden für den Ort.
Hinter Maltein behalt das Thal noch cine Zeitlang seine Breite,
doch führt die Straße, deren Beschaffenheit schon mehr an einen Gebirgs-
weg erinnert, bereits häufiger durch Erlen-Auen, und Steinblöcke am
Wege mahnen an die größere Nähe der Fclsberge. Zuletzt treten die
Höhen der rechten nördlichen Seite entschieden in veu Thalboden herein
und hier sind wir dem Pflügelhofe nahe, den wir auch bald erblicken.
An ihm tritt das Hochgebirge vollkommen in seine Rechte, jedoch
auf erfreuliche Weise, indem eS ein schönes Bild gewährt. Ein alter
Sccboden, breitet sich der Thalkessel aus, gekleidet in Mattengrün.
Nur auf der Südostseite ist der Malta der Ausweg zwischen Hügeln
offen. Auf ihnen liegen Bauernhöfe nahe dem Bache, oder wie jener
des Klampferers westlicher auf dem Thalboden selbst. Höhere Berge
umstehen mit waldbedecktem Fuße auf den übrigen Seiten den tiefen
Grund in solcher Nahe, daß NeitereZ Vordringen von hier nur für
jenen möglich zu sein scheint, der in ihre Forste, über ihr Gerölle
und ihre Wände zu bringen sich nicht scheut.
Selbst die Geheimnisse der Gletscherwell erschließen sich schon
dem Blicke, welcher durch die Schlucht des zur Linken mündenden
Güßgrabens die eisigen Höhenpunkte am Säulcck und Hochalpcnspitz
zu erreichen vermag, Neizeud endlich lagert der Pflügclhof auf der
Nordseite unter ehrwürdigen alten Linden. Ein ansehnlicher Bau soll
dieser Graf Lodron'fche Wirthschaftshof seinen Namen von einer aus-
gestorbenen adeligen Familie, den Herren von Pfügel , tragen.
Den vorzüglichsten Schmuck aber bilden zwei bedeutende Wasserfalle.
Minder hoch, jedoch breit und wasserreich, stürzt der Goßbach
von Westen in Tannenumgebung zu Thal. Ihm schräg gegenüber auf
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918