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Ersteigung be« Hochalftmspitzes.
wieder, um die untere Hälfte ihres Weges von der Höhe zur Tiefe
im kühnen Sprunge zurückzulegen.
Der Fall wäre allein für sich betrachtet durcb seine Höhe, seinen
Wasserreichthum und das Wildromantische seiner Umgebung unter die
vorzüglichsten Wasserfalle in den Alpen zu rechnen. Die Romantik des
Bildes wird aber verdoppelt dadurch, daß in der Entfernung weniger
Klafter mehr gegen die rechte Thalseite zu die stets wasserreiche Malta
selbst in der Richtung ihres bisherigen Laufes mindestens 8 Klafter
hoch in einen Felsenkessel herabwogt. Wegen der Tiefe dieses Kessels
haben die darin unmittelbar nach dem Falle gesammelten Fluchen eine
blaue Farbe, daher der Wasserfall der blaue Tumpf genannt wird.
Man muß inmitten des Doppelabsturzes und seiner hochaufstei-
gmden Säulen von Nasserstanb gestanden, muß den wilden Donner
und das Gebrause gehört haben, welche von beiden Fällen fort und
fort als alleinige Melodie in dieser großartigen Wildniß ertönen und
man wird erst im Stande sein, sich den Eindruck des großen Natur-
schauspiels auf denjenigen vorzustellen, der es zum ersten Male sieht.
Mit dem Hochalpenfalle und dein blauen Tumpf hat der Malta-
graben den Höhenpunkt seiner Großartigkeil erreicht. Allerdings aber
finden wir noch viel Hochinteressantes. Dazu gehört zunächst auf der
nun folgenden Wegstrecke bis Zur Ndambaucralpe die größte Felsen-
pärtie im Thale, die sogenannte lange Wand. Sie befindet sich auf
dem linken Ufer der Malta, das man sogleich hinter dem blauen Tuwpf
auf einer zweiten hohen Brücke erreicht, welche der früheren an kühnem
Bau nicht nachsteht.
Es bedarf eines so langen Anfwärtssteigens unter den Fels-
mauern der langen Wand, daß hier füglich eine höhere Thalstufe an-
genommen werden muß.
Manchmal fehlt jeder Raum zu einem Wege nnd ist ein solcher
nur durch die an den Felsen befestigten Baumstämme oder durch in
die Steinplatten eingehauene Fußtritte geschaffen. Auch auf dieser
Strecke gewahren wir mächtige Wasserfalle, und während darunter der
Mahralpenfall auf der Nordwand besonders wasserreich ist, tragen
zwei rechts und links von den Wiesen und der Hütte der Preimel-
Rutynei, Neig- und Gletsch«rtisen. 17
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918