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Ersteigung des Hochlllpenspitze«.
hinter jenem dcs dicklichen Auberl weit zurückbleibt, denselben Sprung
glücklich gemacht hatten.
Allerdings verhinderte das Seil, daß er tiefer als etwa eine
Klafter hinabfiel. Es waren jedoch bange Minuten für alle, während
derer wir den todtbleichen Mann über dem gähnenden, Abgrunde
hangen sahen und dabei befürchten mußten, das Seil könne reißen
und er durch einen Sturz in die Tiefe verloren sein, Glücklicherweise
kamen wir mit dem Schrecken davon. Denn Fercher, welcher als der
letzte am Seile noch diesseits der Kluft war, löste sich sogleich davon
los, umging die Kluft mid vereinte sich mit mir und Sepp, die wir
bisher die Aufgabe gehabt hatten, das Seil festzuhalten, und nun brachten
wir den schweren Mann bald an den Rand der Spalte,
Aber jetzt hatte er auch alle Lust verloren und cs schien mir deshalb
ganz zweckmäßig, den Gletscher auf einige Zeit zu verlassen, da sicherer
Felsbodcn unter den Füßen, eine kurze Nast und dazu die Stärkung
mit Wein und Branntwein mir meine Leute gewiß wieder in bessere
Laune versetzen würde.
Ich war daher vollkommen damit einverstanden, daß wir, obwohl
der Scheidekamm gegen Groß°Elend außerhalb unseres Weges zur Spitze
lag, zu dec wir mehr links und unmittelbar vom Keesboden hatten auf-
steigen können, doch denselben zu erreichen suchten.
Wir nahmen also die Nichtung nach dem tiefsten Einschnitte
auf diesem Gneiswall und laugten gerade zwei Stunden und 29
Minuten, nachdem wir am andern Ufer den Gletscher betreten hatten,
an ihm an.
Bald kletterte ich die wenigen Klafter zur Scharte hinan und
siehe da, der kleine Umweg ward durch ein großartiges Alpenbilb
noch auderweitig reichlich belohnt.
Unmittelbar unter mir lag das große Elend. Sein mächtiges
Kees reichte herauf bis hart an den Fuß des Kammes, auf welchem
ich Ausschau pflog. Prachtvoll nahm sich von meinen: Standpunkte
vornehmlich jener Theil dieses Gletschers aus, der unter den west-
lichen Wänden des langen, sageartig eingeschnittenen, mit den vorge-
schobenen Spitzen Findelkarspitz, Steinkarspitz nordwärts bis zum
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918