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282 Das Maltathal in Kärnthen,
Im Gegentheile hatte ich am folgenden Tage, den 13. August,
auf der Strecke von der Anemannhiitte bis zum Hochsteg mehrmals
Regenschauer zu bestehen. Ich hatte mir den Steig über die Paukes-
wand verbeten und wir folgten daher dem Alpenwege.
Auf diesem ganz hübschen Pfade gelangten wir über reizende
Wiesenllbhange und durch prächtige Waldpartien in sanftem, zuletzt
von einer romantischen Felsenpartie an in steilerem Abwärtssteigen
in sieben Viertelstunden von der Anemannhütte über die Winkler-
und die untere Hochalpe zum Hochsteg, und somit wieder an den Thal-
weg im Maltagraben.
Es war erst halb acht Uhr und nichts drängte mich heute zu
besonderer Eile. Ich suchte mir also eine Stelle aus, von welcher ich
das interessante Schauspiel in der Nahe, den Möllnigfall an der nörd-
lichen Thalwand, gut überblickte. Der Möllnigbach fällt von bedeu-
tender Höhe und in mehreren Absätzen erst zwischen Wiesen, dann im
Tannenwald« zur Malta und gibt ein schönes Bild, obgleich er in der
unteren Hälfte seines Falles mehr als breite Spiegelfläche über die
Felsen gleitet, als frei herabstürzt.
Heute war sein Wasser ganz braun und meine Führer meinten, es
müsse oben wieder einen Bergbruch gegeben haben.
lleberhaupt kommen Bergstürze im Maltathal häufig vor und
ein besonderes Abenteuer wollte Anderl—mit einem.Sergbruche erlebt
haben. Er erzählte, er sei einmal, wenn ich nicht irre, auch in der
Gegend des Möllnigbaches, unter einem Palfen gelegen, als eine Mure
über und neben dem Felsen weggegangen wäre; der Schutz des Palfens
hätte ihn davor bewahrt, mit fortgerissen zu werden, nichts destoweniger
habe es mehrerer Stunden und der größten Anstrengung bedurft, bis
er sich durch die Neste des Bergbruches habe durcharbeiten können.
Bei der Muße, die ich heute hatte, machte ich am Hochsteg eine
Barometermessung und fand für die Brücke selbst die Höhe von
3090 W. F.
Endlich schritten wir wieder thalauswärts.
Ich traf gerade rechtzeitig beim Pflügelhofe ein, um einem voll-
ständig Durchnaßtweiden zu entkommen. Denn abermals ergoß sich ein
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918