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Ersteigung des Hochaspeüspitzes. 283
heftiger Gewitterregen über das Thal. Bald vermochten die breiten
Linden am Brunnen des Pflügelhofes mir nicht mehr genügenden
Schutz gegen den Negen zu gewähren, ich flüchtete, um in freier Luft
zu bleiben, Zuerst unter die über einigen Stufen gelegene Thüre des
gemauerten Nebengebäudes und zuletzt, als ich auch hier nicht mehr
verschont blieb, iu die Wohstube des Pächters.
Nachdem das Gewitter vorübergezogen war, begab ich mich zum
Klampferer; Herr Lax hatte ihn am Vortage, um nicht noch einmal
den Wagen schicken zu müssen, ersucht, mich nach Gmünd zu führen,
und so fuhr ich in möglichst kurzer Zeit mit dem Gespann des Klam-
pferers Gmünd zu.
In Maltcin nahm ich vom Sagschneider Abschied. Ich hatte
ihn zuerst für den minder aufgeweckten von den zwei Führern gehalten,
er hat sich jedoch im Laufe der Besteigung als der brauchbarere ans
ihnen bewährt.
In Gmünd war selbstverständlich am Abende nach meiner
Zurückkunft die Ersteigung des Hochalpenspitzes an der Tagesordnung.
Ich theilte insbesondere dem Herrn Paul G. alle Notizen mit, welche
für ihn bei seiner beabsichtigten Besteigung wichtig sein konnten. Ich
verließ zwar am folgenden Tage mit Freuud K. Gnniud, erfuhr jedoch,
als ich vierzehn Tage darauf in Heiligenblut mit Herrn Paul O.
wieder zusammentraf, von ihm, daß er schon am 14. und 15. August
die Ersteigung des Hochalpenspitzes unternommen, dabei günstigeres
Wetter angetroffen und in Folge dessen auch den schroffen höchsten
Felsenkoftf bestiegen hat.
Wie ich früher hervorgehoben habe, muß ich die barometrische
Messung der Spitze als das hauptsächlichste Resultat meiner Bestei-
gung ansehen.
Denn meines Wissens war der Hochalpenspitz früher noch nie-
mals barometrisch gemessen, während nach den vorausgeschickten
Bemerkungen über die trigonometrische Messung unserer Spitze diese
Vermessung gar keine Berücksichtigung verdient.
Es war also früher nur die Höhenangabe in Professor Simo-
nh'Z „Schafbergpanorama" mit 10.200 Fuß bekannt, sie beruht aber
blos auf beiläufiger Schätzung nach dem Augenmaße.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918