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Nn Streifzug dies- und jenseits der Tauern.
nach Krimml?" und alle drei lauschten wir ihrem Ausfpruche und es
schien als wären wir stillschweigend übereingekommen, diesen als den
Ausweg aus unserer rücksichtsvolle« Unentschlossenheit anzunehmen.
Und als die Befragte gegen den eigenen Vortheil mit einem freund-
lichen „O ja, meine Herren, wenn Sie rasch fahren", geantwortet
hatte, da rief es gleichzeitig aus drei Kehlen, „fahr' zu Kutscher", und
der Wagen rollte über den Hügel von Wald hinab.
Kaum aber waren wir ein paar tausend Schritte entfernt, so
fielen schwere Tropfen, erst einzeln, dann immer dichter. Wir fuhren
fort in der Hoffnung, wir hätten es nur mit einem Flügel des Ziller-
thaler Gewitters zu thun, der bald wieder abziehen würde. Als hier-
auf der Regen immer stärker wurde, schützten wir uns so viel als
möglich gegen ihn und beschlossen auszuharren, so lange es ginge,
und wenn es zu arg würde, in einem der Bauernhöfe Zuflucht zu
suchen, welche nach der Versicherung des Kutschers am Wege auf
einander folgen. Nach Wald znrückzukehren schien keinesfalls mehr
angezeigt, weil wir 'jetzt schon zu weit davon waren, um nicht ganz
durchnäßt dort anzukommen.
Es dauerte nicht lange, so brach das Gewitter wirklich mit
aller Gewalt über uns los. Das Echo trug das Rollen des Donners
im engen Thale von Berg zu B^rg und so^vervielfältigt, schienen die
gewaltigen Schläge nicht enden zu wollen. In immer kürzeren Zwischen-
raumen flammten die Blitze durch die Dunkelheit und diese wurde
dann unseren geblendeten Augen für einige Sekunden zur pechschwarzen
Nacht. Der Regen strömte herab und der Sturm gestattete nicht ein-
mal einen Regenschirm offen zu halten. Von einem Weiterfahren nach
Krimml konnte jetzt keine Rede mehr sein und wir ertheilten dem
Kutscher den Auftrag, beim nächsten Bauernhause anzuhalten. Zum
Glück ließ der Regen bald nach und wir fuhren nun durch etwa 10
Minuten im Schritt fort. Endlich erblickten wir vor uns den ersehnten
nächsten Bauernhof.
Als wir eingetreten waren, fanden wir den Bauer mit seiner
Familie in einer geräumigen Küche vereint, und unser Ersucheu, hier
den Regen abwarten zu dürfen, wurde ganz freundlich aufgenommen.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918