Seite - 340 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen

Lin Streifzug dies» nnb jenseits der Timern. möglichst früh, zwei von uns über den Tauern, der dritte nach Zell zu kommen, daß es sich, nachdem es schon 2 Uhr sei, gar nicht lohue, wegen zwei Stunden Schlafes sich auch nur aus- und wieder anzu- kleiden, daß aber auch große Gefahr vorhanden wäre, daß wir, fühl' ten wir einmal die Annehmlichkeit des Bettes, gegen unsern Vorsatz noch eine oder ein paar Stunden länger in den Federn bleiben nnd so die günstigste Zeit zur Wanderung versäumen würden. Aber es scheint, daß Oerl sich nicht auf die höhe unserer Gründe stellen konnte. Wenigstens sprach sie dm an sich wohl richtigen Grundsatz aus, daß es doch besser sei zwei Stunden im Bette als anf harten Stühlen sitzend oder liegend zu schlafen, wiederholte dann ihre Aufforderung dringender und verließ nns zuletzt, als wir ihren Antrag neuerlich abgelehnt, in einiger Mißstimmung. Wir jedoch hatten uns nichts vorzuwerfen, wir waren nns viel- mehr bewußt, daß unser Verstand einen glänzenden Sieg über die träge Masse in uns, welche es unbedingt mit Gerl hielt, erfochten habe, und voll dieses erhebenden Gefühles schlössen wir unsere Augen und schliefen bald wieder, in dieser Nacht zum zweiten Male, den Schlaf der Gerechten, III. Ueber den Klimmleitaliern nach Steinhaus im Ahrenthalc. Ungeachtet unserer nichts weniger als üppigen Lagerstätten er- wachten wir erst, als sich die Thüre öffnete und Oerl uns verkündigte, es sei schon 4 Uhr vorüber und das Frühstück auf dem Herde. Voll- kommenes Tageslicht und ein wolkenloses Firmament in den zarten Tinten der ersten Morgenstunden blickten durchs Fenster herein. In wenig Secunden befanden wir uns auf den Beinen, dann sogleich ini Freien vor dem Hause. War das ein Morgen! In duftiger Klarheit rings um uns die mäßig hohen Berge des Kessels von Krimml: — eine wahre Sabbatfeier in der Natnr, nur durch das ferne Donnern der Wasserfalle gestört, und jene köstliche Kühle des Frühmorgens im Gebirge, zumal nach einein Hochgewittcr, welche gleichmäßig die Nerven stählt und die Stimmung erhöht.