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Eiü Streifzug dies- und jenseits bcr Tauem. 343
chmi sie das Achenthal verläßt, bis zu demjenigen macht, wo sie den
Thalschoß von Krimml erreicht, und dann gibt man die Höhe des
Krimmlerfalles mit Recht mit 2000 W. F. an.
Doch dieser Begriff ist darum irrig, weil die Ache auf der eben
erwähnten Strecke nur vier bis fünf eigentliche Fälle bildet, zwischen
ihnen aber immer wieder, wenn gleich mit starkem Oefälle, eine Zeit
lang läuft.
Auch bedarf es gar nicht des Hülfsmittels einer Begriffsver-
drehung, um dem Absturz der Ache bei Krimml den Platz als der
erste Wasserfall im Alpenlande zu sichern. Denn zählen schon die
tiefer gelegenen Fälle, für sich allein jeder beurtheilt, zu den imposan-
testen Cascaben, so überragt der herrliche oberste Fall bei weitem jedes
Schauspiel ähnlicher Art in den Alpen.
Dazn noch die Thatsache, daß man kaum einige hundert Schritte
entfernt wieder und wieder eine mächtige Cascade findet und die Ab-
wechslung in den Formen aller dieser Fälle, und Krimml erscheint als
das wahre Eldorado für die Freunde von Wasserfällen.
Hie und da ho'rt man freilich ein minder günstiges Urtheil über
den Krimmlerfall, und manche finden ihu gar nicht so außerordentlich
schön. Fragt man dann näher, so waren sie jedoch nicht beim obersten
Wasserfall.
Auch ein Reisehandbuch trägt zur falschen Beurtheilung bei,
indem es dadurch Fremde vom vollkommenen Besuche abhält, daß es
behauptet, die Gerloser Platte sei der beste Punkt zur Besichtigung.
Allerdings übersieht man von der Platte fast den ganzen Weg, welchen
die Ache vom Achenthale in jenes von Krimml nimmt'; allein das
wilde Drangen und Treiben der abstürzenden Gewässer, das stets
Aehnliche, und doch ewig Wechselnde der Scene und der erschütternde
nahe Donner bilden erst recht eigentlich das Eigenthümliche, Groß-
artige eines Wasserfalles, und dies geht doch sicher in der Entfernung
von mindestens einer Stunde verloren!
Wir kehren, nachdem uns diese Besprechung des Krimmlerfalles
im Ganzen schon weiter geführt hat, als wir durch unserer Füße
Fleiß in der That bis jetzt gelangt sind, zu unserem wirklichen Stand-
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918