Seite - 351 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Nn Streifzug dies- und jenseits der Tcmem. 351
Im Windbachthale läßt sich das allinäliche Ersterben der Natur
vorzüglich gut studiren. In seinem untersten Theile trauern noch hie und
da einsame Arven, dann fehleu sie gänzlich. Steine und Wasseradern be-
decken wohl auch den Boden dieser Thalstrecke und Felsen steigen als
Thalwäude aus ihm empor, aber noch finden sich Grasflecke zwischen
den Wässern und Felötrümmern, und auf den Abhängen. In dem
Maße jedoch, als man weiter gegen den Thalschluß vordringt, ver-
schwindet das Gras mehr und mehr. Nun heißt eö von Fels zu Fels
klettern und den Wasserzuflüssen ausweichen, oder wo dies nicht mög-
lich ist, sie durchwaten. Die Steignng dessen, was jetzt noch den Thal-
boden vorstellt, ist sehr stark geworden, wir sind so ziemlich am Schlüsse
des Kessels und an den Wänden des Ncmchkessels und Windbachspitzes,
welche mit zahlreichen Schneefeldern, zum Theile selbst begletschert, den
südlichen und südwestlichen Winkel überragen, angekommen, und glauben
an ihnen hinanklettern zu müssen, da bedeutet uns der Führer, daß
wir auf dein Sattel zur Linken emporzusteigen haben. Wir folgen
ihm. Auf hervorragender Felsenecke oder auf Steinblöcken erblicken wir
von Strecke zn Strecke offenbar absichtlich zusammengelegte Steine.
Das sind die Dauben, und sie dienen als Wegweiser in den Stein-
klippen für den Tauernwanderer, der, sobald er eiue Daube sieht, bis
zu ihr hinauf- oder herabsteigt und nach der nächsten Daube umher-
späht. Wir kamen schon auf ziemlicher Höhe über dem Windbach-
thale zu einer Stelle, bei der ein Vach aus den Schneefeldern lustig
zur Tiefe vorbeisprang. Das war zu einladend, und wir lagerten
uns hier.
Bereits im obern Theile des Windbachthales, vorzüglich aber
hier, übersahen wir eine namhafte Zahl von Bergen: zunächst über
dem Windbachthale den Rauchkessel, den Windbach- oder Feldspitz mit
seinem doppelsattlichen Kamme, bemerkbar als der eigentliche Flügel-
mann der Tauern im Westen, und den Schwarzenkopf; dann zwischen
Achenthal und Obersulzbach die mächtigen, großentheils mit Gletschern
bedeckten Massen des Hinthal-, Ioabach-, Foiskarl^, Weigelkar- und
Schlieferspitzes. Blos der Dreiherrnspitz war durch den Schlächter-
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918