Seite - 355 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen

§m Otreifzug dies« und jenseits der Tauern. 355 von ganz primitiver Form auf, länglichte Vierecke, auf allen vier Seiten gleich hoch von Brettern gebildet, deren Verlängerung bis auf den Boden herab, ans den beiden schmälern Seiten die Füße abgibt. Dann erregte Nani, die Tochter des Hauses, unsere Aufmerksamkeit. Das Mädchen hat recht hübsche Gesichtszüge, doch war ihr kurzer Nock nach einer absonderlichen Mode so gebunden, daß die Taille mindestens um 4 bis 5 Zoll höher zu sitzen kam, als wohin sie Mutter Natur gesetzt hat, dort aber, wo der Wuchs vom Hause aus am schmälsten ist, die größte Breite der Kleidung sich befand. Dazu schritt sie stets so kräftig einher, daß der Fußboden unter ihren Tritten zusammenzubrechen drohte. Zuletzt lernten wir noch im Wirthe eine höchst originelle Ge- stalt kennen. Wir sahen bald, daß er ein ganz verständiger Mann sei, doch seine Sprache und Vortragsweise waren uns neu. Er kannte nicht blos keinen andern Selbstlaut als ö, sondern wiederholte fast jeden Satz und schrie beständig so, als müßte er mit Jemandem spre- chen, der in der Entfernung von mindestens zehn Klaftern jenseits eines tosenden Gletscherbaches stünde. Außerdem noch unverständliche Produkte der Kaserer Kochkunst und wir mußten uns gestehen, daß sich in Käsern jedenfalls Originelles genug finde, mn einen limgern Aufenthalt zu verdienen. Doch das Paßte nicht in unsere Zeiteintheilung. Wir waren nach den ganz schätzbaren Mittheilungen des Wir- thes über den Steig durch das Windthal nach Umbal und Pregratcn zu dem Entschlüsse gekommen, den Weg nach Windischmatrey viel- mehr über Tefferecken zu nehmen. Wir befanden uns jetzt schon an der Straße durch das Ahrenthal, in welchem Ort auf Ort folgt und hätten es höchst unzweckmäßig gefunden, die kostbaren Stunden in Käsern zu verlieren, anstatt auf dem vorgezeichncten Wege so weit als möglich thalabwärts vorzudringen. Auch kam der Nebengrunb dazu, daß wir von mehreren Seiten das Gasthaus in Steinhaus sehr loben gehört hatten, uns dagegen in Käsern, wie dies von einem 5WN Fuß hoch gelegenen Nlpendorfe nicht anders zu erwarten ist, abgesehen von der Nacht in den exotischen Truhen auch sonst kein Comfort bevorzu- stehen schien. Wir bestimmten also Steinhaus als Nachtlager und 23»