Seite - 360 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Ein Streijzug dies- und jenseits der Tcmern.
einen dichten Forst bilden. Doch auch der gegenüberliegende Berg senkt
sich mit einem Waldabhcmge zur Straße und so bildet sich nach rück-
wärts ein Ausschnitt, aus welchem in der Tiefe der Bach herabbraust,
während zu oberst der prachtvolle Schwarzenstein, dessen blendende Eis -
massen die dunkle Färbung des couliffenartigen Nahmens doppelt her-
vorheben, in die blauen Lüfte emporstrebt.
Es war 8 llhr als wir unsere Fußwanderung begannen. In
der Nähe sahen wir, daß die Lage der Kirche von St. Moriz, nur
wenig Schritte vom Walde entfernt, wirklich romantisch ist, doch sau-
den wir auch einige Hänser des Dorfes reizend an den Waldhügel
hingebaut. Wir gingen eine Weile anf einer Straße fort, als wir aus
der Landkarte und der unverkennbaren Mündung des Nainthales er-
kannten, daß wir auf diesem Wege nach Keniaten, aber nicht nach
St, Wolfgang un Nainthale gelangen würden. Glücklicherweise war
nahebei ein Bauernhof, dessen Bewohner unö sagten, daß unser Verg-
weg schon zwischen den Häusern von St. Moriz auf die Höhe zur
Linken hinanznsteigen beginnt, daß wir ihn jedoch ohne zurückkehren zu
müssen, bald erreichen würden, wenn wir eine Zeit lang auf dem Ab-
Hange über dem Hause in gerader Linie hinaufklettern wollten. Der
Rath wurde befolgt, schweißbedeckt, doch in kurzer Zeit hatten wir
über ein Steiügerolle den verlorenen Weg gefunden und zogen nun
auf ihni im Schatten und in: Duft seines Nadelholzes fort. Schon
lag der Eingang in das Nainthal in seiner ungewöhnlichen Gestaltung
uns gegenüber.
Die Berge zwischen St. Moriz und Keniaten treten nämlich
gegen Norden, zurück, und es bildet sich dadurch eine halbrunde Bucht
im Taufererthale. Den Boden dieses Kessels nehmen Felder und
Wiesen ein, seine Wände bedeckt Wald, im Hintergründe aber erhebt
stch aus der Flache ein mit Tannen bewachsener schoberartiger Hügel
zu bedeutender Höhe, und ein Einschnitt hoch oben an seiner rechten
Seite ist der eigentliche Eingang in das Rainthal, aus welchem der
Rainbllch in die grüne Tiefe hinabschäumt.
Unser Weg führte uns an einem stattlichen Bauernhöfe auf
nmm Porsprunge des linkseitigen Thalabhanges in sonniger und aus-
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918