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Cin Streifzng dies- unk jenseits der Taueni. 361
si6/tsreicher Lage vorbei. Hier und noch an einigen andern nahen
Stellen übersahen wir das Taufererthal in der Richtung gegen Brun»
ecken, dann das Mühlwaldthal niit dem Dorfe Mühlen am Eingänge
und ihre Bergumwalluug. Eine Spitze in der südwestlichen Richtung
vom letztgenannten Thale trat besonders hervor, und der Lage und
Höhe nach hielten wir sie für die Wilde Kreuzspitze bei Mauls.
Von einer freundlichen Waldwiefe kamen wir auf die Lehne der
schoberartigcn Erhebung, und von ihr weg betraten wir über eine
Holzbrücke das linke Ufer des Nainbachs und die eigentliche Schlucht
des Nainthales. Wenigstens anderthalb Stunden lang steigt man in
ihr, jedes Blickes iu die Ferne beraubt, allmälich aufwärts. Und doch
verfloß uns die Zeit angenehm. Der Weg war fast durchgchens mit
großen Steinen pflasterartig belegt, der stete Waldes schatten und der
Luftzug von dem immer hart am Steige im stärksten Gefalle zur Tiefe
stürmenden Bache hatten eine höchst erfrischende Temperatur zur Folge,
uud Fclsstücke und Baume mitten im Wildbache, und er selbst im
rasenden Kampfe mit ihnen, lieferten fortwährend entzückend schone
Studien. Nur das Ohr wird durch das gleichförmige Brausen des
Wassers nicht angenehm berührt, nnd wir waren dcöhalb wirtlich erfreut,
als wir au einer Stelle anlangten, wo der Bach statt der Schnellen einen
recht ansehnlichen Wasserfall bildet und seinen Zorn anstatt in bloßem
Vransen in einem wahren Donner ausspricht. Hier führt eine Brücke
auf das rechte Bachufer, mau überschreitet sie, wird von den, von
einem Felsen mitten im Falle weit über den Weg hinwegspritzenden
Wellen durchnäßt und hat nun die Hohe. des Rainthals gewonnen.
Das nahe Haus unter Obstbäumen auf einem Hügel mit der Mühle
am Bache ist der Säger.
Wir begrüßten den Ferner, der hier über einem kleineu Seiten-
thale gegen Südosten sichtbar wird, als den äußersten Vorposten der
Niesenferner- oder Antholzer-Gruppe, des Oletscherstockes, welcher
so isolirt von dem eigentlichen Eisgebiete des Venedigers und in dieser
Isolirung wieder so mächtig auftritt, daß ihn Schaubach als eine ab-
gesonderte Fernergruppe betrachtet.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918