Seite - 381 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen

Ein Streifzug dies« imd jenseits der Tauern. 381 Abstürzen im leuchtenden Firnkleide im Nordwesten vor uns und alle ihre ausgezeichneten Spitzen, der Krystallkopf, die Krystallwand, die Eichhamspitze, der hohe Zaun und die beiden Venediger strebten kühn in die reinen Lüfte. Auf der höchsten Spitze des Groß-Vcnedi- gers hatte sich durch Schneeanwehungen ein mit dem Fernrohr gut zu unterscheidender riesiger Polster gebildet, welcher dem Altmeister ein wahrhaft barockes Aussehen gab. Obschon vom Thorl nur der südliche und südwestliche Abhang des Glockneigebietes sichtbar ist, so zeigt sich duch schon aus diesem kleinen Bruchstücke des unvergleichlichen Eismeeres der wesentliche Unter- schied zwischen seiner Gestaltung und jener des Vcnediger Firnmeeres. Es erheben sich nämlich in der Glocknergruppe die Spitzen aus einer weit tiefer durchfurchten Gletschcrebene, die selbst eine unregelmäßigere Form nnd einen schärferen Abbruch zur Tiefe hat, daher die Glöckner- gruppe kühnere Spitzen, wildere Eisabstttrze und mächtigere Felswände auszuweisen vermag. Das Eis des Venedigcrgebieteö dagegen ist über eine weite, regelmäßigere Hochebene, ausgegossen, über welcher die Hörner nur ein paar tausend Fuß aufragen und welche sich auf allen Seiten, die Nord- ostseite ausgenommen, sanfter gegen das Tiefland senkt. Verfolgen wir unsere Rnndschau, so treffen wir an die Vcnc- digergruppc gereiht und geführt vom Nüdtspitz, die Berge von Umbal und Pregraten, auf der Westseite unseres Aussichtquadrates, m dessen Süden die Kette zwischen Virgen und Tefferecken steht. Auch vom Thiirl erscheint der Lasörling als der Kulminationspunkt dieser Kette. Unterhalb breitet sich der ganze Schooß des Virgnerthales mit seiner Neigung gegen das Isclthal um Matrey und bis zu jener Stelle aus, wo es zunächst dem Markte mit dem letzteren Thale am Fuß des Zunig, als seines eigentlichen Marksteines, zusammenfließt. Er- wähnen wir endlich noch, daß auch in diesem westlichen Vierecke der Abhang und Sattel des Thorls mit, seiner Verlängerung nach Norden und Süden die vierte, die Ostseite, abschließt und wir siud auch mit dem zweiten, größeren Theile der Aussicht zu Ende.