Seite - 385 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen

Vm Streifzug dies» und jenseits der Tauein. 385 mußte. Als ich mich einmal in ihm selbst befand, ging es dann fast eben fort bis zu den letzten Alpen. Mich fesselten fortwährend die Bilder aus der Glockncrgruppe, unter dereu Spitzen die Nomariswand und der Kasten, unter deren Eisabstürzen aber jene die prachtvollsten sind, mit welchen die hohen Eisflächen in die kleine Schlucht der Frusnitz in unzähligen blauen Würfeln und Pyramiden hinabsinken. Bei meiner Ankunft in der Alpenhütte war es '/-Z Uhr und gerade noch licht genug, um auch die Hochsirste noch auszunehmen. Ich gewahrte nun, daß das hier sichtbare Stück des Glocknerzuges mit dem etwas nach Westen gegen das Tyal heraustretenden großen Kasten beginnt, der von ihm nach Süden gehende eisige Rücken aber zuerst eine kleine Emsattlung hat und dann eine Weile in gleicher Höhe fortläuft, bis er an dem ganz in Eis gehüllten Crainul, der letzten großen Erhebung im Süden, angelangt ist. Auf einer Wiese in Mitte eines Waldes von Tannen, durch deren dunkle Wipfel der erwähnte Gletschersamn durchblickt, gelegen, hat überdies die Alpe selbst eine gar reizende Umgebung. Doch auch das wildromantische Element fehlt ihr nicht, indem in geringer Entfernung der mächtige Sturzbach aus dem Gebiete des Grauen» und Laimetkogels über die westliche Bergwand in einem herr- lichen Wasserfalle herabbraust; — und Alles zusammen genommen, war mein letztes Nachtquartier der Lage nach sicher auch das schönste. Den reinen Genuß seiner Reize trübte mir nur der Umstand, daß sich nach Sonnenuntergang rings am Himniel so verdächtige Wolken gezeigt hatten, daß mich eine große Sorge wegen des mor- gigen Wetters befiel, von welcher ich erst befreit wurde, als mich, vom heißen Tagwerke ohnehin Ermüdeten, der Sturzbach vollends in Schlaf gelullt oder eigentlich gebraust hatte. Ruthnli, Neig» unb Gletscherreis«». 23