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Ein Streifzug dies- und jenseits der Tauem. 387"
Norden der alte Tauern, im Osten die vorgeschobenen Abhänge des
Kastm und Medelzkogels, endlich im Westen de,r Sattel zwischen dem
alten Tauern und Bärenkogel das Thal, dergestalt schließen, daß ein
steiles Anfwärtssteigen unvermeidlich ist. Wir wandten uns nun nach
Rechts und kletterten im nordöstlichen Winkel auf den Nucken zwischen
dem Medelzkogel und dem alten Tcmein hinan. Je höher wir kamen,
desto mehr erschloß jener schyne Gletscher seine Wunder, welcher sich
kaum eine halbe Stunde abseits vom Wege von dem etwas zurück-
stehenden Bärenkogel gegen die Tauernschlncht herabsenkt und das
Barenlöcherkees, heißt. Bei seiner Nähe laßt er die zahllosen Klüfte
und die Gebilde seines Absturzes deutlich erkennen, und sie schimmern
in so intensivem Blau, wie ich es bei keinem andern Gletscher in den
österreichischen Alpen gesehen.
Auf das Gerölle an den sogenannten Büheln folgen Schnee-
flächen zwischen zusammenhängenden Felsenrippen, endlich ein ununter-
brochenes Schneefeld. Seine ziemlich lange höchste Linie ist die Tauern-
höhe, WZ wir oben anlangten, sahen wir, daß die Schneedecke jenseits
noch über den Kamm hinab weit gegen das Stnbachthal reicht,
Kein anderer Tauenmbergang ist so sehr ringsum in Schnee
begraben, als dics Joch des Kalsertauern*). Nur ein kleiner Felsduich-
bruch ragt auf der linken Seite aus der Schneedecke heraus, und von
ihm blickt nach alter frommer Sitte ein Crucifix als Gienzzcichen
Salzburg's und Tirol's dem Wanderer ermuthigend entgegen.
Wir hatten von der Dörfer Alpe zwei und eine halbe Stunde
herauf gebraucht.
Doch welch' trauriger Anblick, bot sich mir jetzt dar! Wahrend
das Dorferalpen-Thal und seine Berge noch ganz frei von Nebel
waren, erhob sich auf der Salzburger Seite eine dichte Nebelmauer
fast bis herauf zur Scharte. Blos die nächsten, das Joch kaum um
1000 Fuß überragenden Spitzen des Sonnblicks, oder, wie ihn mein
Kalfer nannte, des Umhlicks auf der westlichen, und des Medelzkogels
Bei einem spiitern Uebergange über den Kalseitauern im Iah« 1856
traf ich vom Kreuze abwärts auf der Sahburger Seite keinen Schnee »n.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918