Seite - 6 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

6 Einsän« Wanderung, Einwohner dnrch die Zerstörung ihrer Kirchen und Häuser in namenlosen Schrecken gesetzt worden waren. In diesem Orte und ebenso in Visp war ein großer Theil der Bevölkerung genöthigt, einige Monate in Zelten zu leben. Merkwürdigerweise ging bei dieser Gelegenheit kein Leben uerlorcn, obgleich etwa fünfzig Erd- stöße uurkamen, von denen einige sehr heftig waren. Alis Zermatt wanderte ich in vielen Richtungen umher, aber das Wetter war schlecht und meine Arbeit verzögerte sich sehr. Als ich eines Tages lange Zeit darauf verschwendet hatte, in der Nähe des Hörnli zu zeichnen nnd die Formen der Berggipfel fest- zuhalten, die sich einige Seeunden lang über den dichten Wolken- ballen zeigten, beschloß ich, nicht auf dem gewöhnliche» Wege nach Zermatt zurückzugehen, sondern über den Gurner-Gletscher zu stei- gen. Nachdem ich die glatten Felsen nnd die Schneebetteu, die den Fuß des Theodule-Gletschers umgeben, rasch überstiegen und einige der vom Gletscher ausgehenden Bäche, die in Folge des vielen Regens stark angeschwollen Ware», durchwatet hatte, stand ich uur meinem ersten Hinderniß, nämlich vor einem 3UN Fuß tiefen Abgrund, lieber den Gletscher zu kommen, schien mir nicht schwer zu sein, wenu ich den Felsen hinabsteigen könne, aber sowohl höher oben als tiefer unten sah das Eis für mciue unerfahrenen Augen so aus, als ob es für einen Einzelnen ungangbar sei. Der Felsen war beinahe senkrecht, aber er hatte viele Vorsprünge, und im Zickzack von einem Fclsblock zum anderen zu steigen, war nicht gerade schwer. Zuletzt kam ich a» eine lange Fclsplattr, die ziem- lich glatt war und in einem Winkel von 40 Grad zwischen zwei mauernhnlichen Klippen niederging, und unter der außer dein Glet- scher nichts zu sehen war. Es war eine häßliche Stelle, aber da ich an der Möglichkeit einer Rückkehr zweifelte, so legte ich mich der Länge nach auf die Platte, stemmte die Schulter fest gegen