Seite - 11 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

Der St. Venihard, II sters ein willkommener Anblick, und eben so erfreulich war mir der höfliche Gruß des Bruders, der mich einzutreten einlud. Er wunderte sich über das Gewicht meines Tornisters und ich wun- derte mich über die Härte des Klosterbrotes. Die Behauptung, baß die Mönche das Brot, welches sie dem Touristen im nächsten Sommer vorsetzen, im vorhergehenden Winter backen, ist unwahr, denn gerade im Winter haben sie am meisten zu thun. Das ist aber wahr, daß sie eine unbegrenzte Gastfreundschaft üben und ihre Kapelle zuweilen im Winter nicht heizen können, weil sie kein Geld haben, um Holz zu kaufen. Statt nach Aosta Hinunterz usteigm, wendete ich mich seitwärts, um gute Blicke auf den Dcnt d'Erin zu gewinnen. Die Nacht war bereits angebrochen, ehe ich Biona erreichte, und ich mußte an der Thür des Pfarrers lange klopfen und läuten, ehe sie geöffnet wurde. Endlich erschien eine alte Frau mit einer krei- schenden Stimme und einem ungeheuren Kröpf und fragte ziemlich mürrisch, was mein Begehr sei, wurde aber gefügig und beinahe liebenswürdig, als ich ihr ein Fünf- frankenstück vor die Augen hielt und ihr sagte, daß ich dafür ein Abendessen und ein Nachtlager einzutauschen wünsche. Eingegangene Erkundigungen sagten mir, daß es zwischen Preraymi, das am oberen Endpunkte dieses Thales liegt, und Brcuil in Val Tuurnanche einen Paß gebe. Die alte Frau war jetzt von meiner Achtbarkeit überzeugt und besorgte niir einen Füh- rer. Sie brachte einen Burschen aus dem Ort, der mit seinem spitzen Hut, seiner besetzten Jacke, seiner rothen Weste und seinen