Seite - 29 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

Die Höhle der Wnldenser. 29 Thal, in der Luft giebt es keine Vögel, im Wasser keine Fische. Selbst für Gemsen ist der Berg zu steil, für Murmelthiere zu un- gastlich, für Adler zu abstoßend, Vier Tage lang sahen wir in diesem unfruchtbaren und wilden Thale nicht ein einziges lebendes Wesen mit Ausnahme einiger armen Ziegen, die man gegen ihren Willen hierher getrieben hatte. Die Landschaft steht in Harmonie mit der teuflischen That, die etwll vor vierhundert Jahren hier begangen wurde. Ich meine die Ermordung der Waldenser des Val Louise in der Höhle, die wir in bedeutender Höhe Uor uns liegen sahen. Die Geschichte ist wahrhaft schrecklich. Friedlich und fleißig hatten die Wnldenser diese abgeschiedenen Thäler etwa drei Jahrhunderte lang unbeachtet bewohnt. Die Erzbifchöfe von Embrun machten den vergeblichen Versuch, sie in den Unikreis der allein selig machenden Kirche hineinzuziehen. Sie wurden dabei von Anderen unterstützt, welche mit Gefängniß und Folter begannen und zuletzt die Methode annahmen, sie zu Hun- derten auf den Scheiterhaufen zu schicken. Im Jahre 1488 wollte Albert, Erzbischof von Cremuna und Legat des Papstes Innocenz VIII., ein Vorspiel der Barbareien aufführen, welche später Milton Unwillen und Cromwell Furcht einflößten. Die Waldenser von Piemont trieben ihn aber überall zurück, und er verließ nun ihre Thäler und überstieg den Mont Genövre, um die schwächeren und dünner bevölkerten Thäler der Waldenser im Dauphin« anzugreifen. Die Armee, die er in das Thal der Duran« führte, bestand theils aus regelmäßigen Trup- pen, theils aus Strolchen, Räubern und Mördern, die er dadurch unter seine Fahne gelockt hatte, daß er ihnen Ablaß im Voraus, Befreiung von allen geleisteten Gelübden und das sämmtliche Eigen- thum ihrer Feinde versprochen hatte. Die Einwohner des Val