Seite - 34 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

34 Macdonnlds Hinkunft, daß wir keine halbe Stund? uuin Rande des Schnees entfernt seien, „Sehr schön, gehen wir weiter!" Es verging eine halbe Stunde und nuch eine, aber wir blieben immer in der Ungewiß- heit, denn Klippen, Vorspriinge nnd Schluchten gab es in Menge, nur der Gipfel ließ sich nicht sehen. Wir riefen also Scmiund wieder herbei, der zuletzt wie im Zweifel nm sich geblickt hatte, und wiederholten die Fragen. „Wie weit haben wir nuch?" „Vielleicht noch eine halbe Stnnde," meinte er. „Das sagten Sie ja schon vorhin; sind wir auch auf dem rechten Wege?" Ja, das glaube er. An seinem bloßen Glauben war uns nichts gelegen, „Wissen Sie gewiß, daß wir direct auf dm Pie des Areines los- gchen?" „Pic des Areines?" rief er erstaunt ans, als ob er die Worte zum ersten Mal höre. „Nein, zum Pie des Arcines kummen wir »icht, wühl aber zu der Pyramide, der berühmten Pyramide, die ich mit dem grüßen Hnuptmann Durand aufgerichtet habe." Welche Iieberraschung! Einen ganzen Tag hatte ich iiber den Gipfel mit ihm gesprochen, und nun bekannte er, daß er nichts von ihm wisse. Ich wendete mich zu Neynand, der wie uom Dunner getroffen zu sein schien, und fragte ihn um seine Meinung. Er zuckte mit den Schnltcrn. Gegen Scmiund sprach ich mich sehr offen ans und sagte endlich: „Je eher wir umkehren, desto besser ist es, denn nach Ihrer Pyramide verlangt uns nicht." Eine Stunde ruhten wir aus und begannen dann das Hinab- steigen. Beinahe sieben Stunde» brauchten wir, bis wir bei unse- rem Nachtlager ankamen, und machten hier eine Entdeckung, die mich ebenso aufregte, wie Nobinson Crusoe durch die Fußtapfen im Sande aufgeregt wurde. Neben unserem Fcuerplatze lag ein blauseidencr Schleier. Es gab unr die eine Erklärung, daß Mae- donald angetummen sei, aber wu war er? Wir luden unser Ge- Mck ans den Nncken und trabten in der Dunkelheit durch die