Seite - 46 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

46 Ueber Flöhe. ihre Menge und ihre Gefräßigkeit übertruffen wird. Es ist ge- fährlich, sich diesen Leuten zu nähern, und man muß sich stets auf ihrer Wetterseite halten, Trotz aller unserer Vorsichtsmaßregeln wurden mein unglücklicher Gefährte und ich fast lebendig aufge- fressen. Nur auf kurze Zeit konnten wir von Schmerzen frei zu sein hoffen, denn das Innere der Gasthöfe ist wie das Aeußere der Eingeborenen und wimmelt von dieser Form des thierischen Lebens. Man erzählt, daß diese Quälgeister einmal in Masse über einen arglosen Reisenden hergefallen wären und ihn aus dem Bett gezogen hätten. Verbürgen will ich es nicht, nnd über diesen un- angenehmen Gegenstand nur noch ein Wort sagen. Als wir von unserer Waschung zurückkehrten, waren die beiden Franzosen in Unterhaltung begriffen. „Was Flühe betrifft," sagte der alte Semiond, „so bin ich nicht besser als andere Leute: ich habe welche." Dieses Mal hatte er die Wahrheit gesprochen. Zu guter Zeit erreichten wir La Ville und schwelgten dort mehrere Tage. Mit den Einwohnern schoben wir manche Partie Kegel und wurden regelmäßig besiegt. Endlich mußten wir uns trennen und ich wendete mich gegen Süden zum Viso, während Macdonald nach Brian^un ging, Ich habe nicht verschwiegen, daß die Ersteigung des Mont Pelvoux einen ziemlich eintönigen Charakter hat. Die Aussicht von seinem Gipfel kann dagegen mit vollem Recht empfohlen wer- den. Ein Blick auf die Karte wird zeigen, daß mit Ausnahme des Viso, dessen Lage unvergleichlich ist, kein anderer Berg von bedeutender Höhe existirt, der einen besseren Neberblick über die ganzen Westalpen gewährte. Unsere Entdeckung, daß die Bergspitze, welche die Pointe des Ecrins genannt weiden muß, ein besonderer und von dem Mont Pelvoux verschiedener Berg, nicht dessen höchster Punkt ist, erfüllte