Seite - 49 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

r in eiucr Höhle, 49 Was wollen Sie hier?" Ich versuchte mich zu erklären. „Sie find ein Ausreißer, ich weiß, dch Sie ein Ausreißer sind; fort mit Ihnen, hier können Sie nicht bleiben; gehen Sie nach Le Munta dort unten; hier wollen wir Sie nicht haben!" lind dünnt trieb er mich ini wörtlichsten Sinne des Wortes fort. Die Erklärung seines auffallenden Benehmens liegt darin, daß piemuntesische Aus- reißer nicht selten über den Col de la Trcwersettc in dieses Thal gekommen waren, und daß man wegen ihrer Anfnahme Unannehm- lichkeiten gahabt hatte. Diesen Umstand kannte ich damals nicht und war nicht wenig empört, daß ich, der doch zum Angriff vor- ging, für einen Ausreißer gehalten wurde. Ich ging also weiter und wählte mein Nachtlager, als es dunkel war, in einer reizenden Höhle, wu ich einen Bach, einen Felsen als Windschirm und abgefallene Fichtenzweigc fand. Der Felsen, die Höhle, das Hulz und dao Wasser ließen nichts .zu wünschen übrig. Nachdem ich ein prasselndes Feuer gemacht hatte, hüllte ich mich in eine Decke, der ich die Form eines offenen Sacks gegeben hatte, und schlief, jedoch nicht lange. Träume von der Inquisition suchten mich heim; ich lag auf der Folter, Priester steckten mir Flöhe in die Nasenlöcher und in die Augen, rissen mir mit rothglühenden Zangen Stücke aus meinem Fleisch, schnitten mir die Ohren ab und titzelten nieine Fuhsuhlm damit. Das wurde mir zn viel; ich stieß einen lauten Schrei aus und öffnete dic Augen, um zu entdecken, daß ich mit unzähligen kriechenden Kör- pern bedeckt sei. Es waren Ameisen; neben ihrem Bau hatte ich mein Lager aufgeschlagen, sie durch mein Feuer wahnfinnig ge- macht und mich dann kaltblütig zwischen sie gelegt. Die Nacht war schön, und als ich ein ruhigeres Quartier aufgefunden hatte, zog ein prachtvolles Meteor uolle sechzig Grad über den wolkenlosen Himmel und ließ einen Üichtstreifen hinter Whympei, N«g- u. Glellchersahrw!, 4