Seite - 52 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

Z2 Natürliche Pftller, Dorfe, das durch Neff berühmt geworden ist, aber noch in anderer Beziehung Beachtung verdient, da es für das höchstgelegene in Europa gilt. Seine Meereshähe beträgt etwa 6600 Fuß. Gegen- wärtig bilden die dortigen Protestanten eine schwache Minderheit; 1861 waren sie 120 und die Katholiken 780 Köpfe stark. Der er- bärmliche Gasthof gehörte einem Protestanten und machte den Eindruck großer Armuth. EZ gab kein Fleisch, kein Brot, weder Butter noch Käse, und außer Eiern schien nichts zu haben zu sein. Die Sitten der Einwohner waren patriarchalisch. Die Gastwirthin schien nichts Unschickliches darin zu finden, in meinem Zimmer zu bleiben, bis ich im Bette lag, und ließ mich für Abendessen, Bett und Frühstück etwa einen halben Thaler bezahlen. In dieser Gegend und überhaupt rings um den ganzen Viso giebt es noch Gemsen in beträchtlicher Zahl. In St. Veran sagte man mir, daß man am Tage meines Aufenthalts vom Dorfe ans sechs gesehen habe, und der Wirth erklärte, in der Woche vorher fünfzig gezählt zu haben. Ich selbst habe in diesem und im vorigen Jahre am Viso mehrere kleine Rudel wahrgenommen. Diese Gegend ist für emcn Jäger, der Gemsen schießen will, so günstig wie vielleicht keine andere in den Alpen, da das Revier, welches die Thiere begehen, keine zu großen Schwierigkeiten dar- bietet. Am nächsten Morgen ging ich im Thal nach Ville Vieille hinunter und sah bei dem Dorfe Molines drüben auf der anderen Seite einen merkwürdigen natürlichen Pfeiler, der die Form einer Champllgnerflllsche hatte. Er war etwa 70 Fuß hoch, und der Einfluß des Wetters, aller Wahrscheinlichkeit nach besonders des Regens, hatte ihn so gebildet. Obenauf liegt, wie Forbes mit- theilt, ein Guphotide- oder Diallag-Block, der den leicht zersetzen- den Kalkstein schützt. Der Contrast dieser dunklen Mütze mit der