Seite - 80 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

80 Die Arbeiten der Bohrmaschinen, von anderthalb Stunden aus cinein fast arttischen Klima in ein halb tropisches übergehen. Vielleicht wird sich aber die Luftwärme des Inneren durch Ventiliruug vermindern lassen. Im Sommer von 1869 wurden auf der französischen Seite des Tunnels etwa 2WN Fuß erweitert und vollendet. In einigen Strecken ließ man Theile des vorgeschobenen Ganges unberührt, und dann kamen wieder Aushöhlungen, wie ich sie oben beschrie- ben habe. Dieser Theil wurde schneller vollendet, als der vor- geschobene Gang vorrückte. Es war angenehm, von dem letzteren in die Eingeweide des Berges vorzudringen, die Hitze wurde ge- ringer und die Lust reiner. Das Getöse der Schlägel erstarb allmählig und zuletzt hörte man keinen Laut mehr als das Ge- räusch der eigenen Fußtritte und das Nieseln des Wassers im kleinen Tunnel. Nach einiger Zeit ließ sich der Schlag der Meißel unterscheiden, die vorn in der Maschine arbeiteten. Nach fünf- hundert Schritten waren wir bei ihnen. Das gewichtige Gerüst stützte neun Bohrmaschinen, jede Bohrmaschine trieb eine Bohr- stange und jede Bohrstange traf den Felsen in der Minute mit zweihundert Schlägen, die eine Kraft von zweihundert Pfund hatten. Der furchtbare Lärm, den diese achtzehnhundert in der Minute mit solcher Kraft geführten Schläge in einem Felsenloch machten, das blos 8 Fuß 3 Zoll hoch nud 9 Fuß 2'/2 Zoll breit war, läßt sich kaum denken, und ebenso wenig kann von der bewunderungswürdigen Weise, wie die Maschinen arbeiteten, eine richtige Idee gegeben werden. Trotz des Geräusches und der zu- sammengekauerten Stellung, in der die Leute wegen der Enge des Raumes arbeiten mußten, schritt das Werk Tag und Nacht un- unterbrochen vorwärts. Jeder kannte seine Aufgabe, Die Aufseher ertheilten ihre Befehle mehr durch Zeichen als durch Worte; einige der Arbeiter leiteten die Meißel, andere regelten den Zufluß der