Seite - 100 - in Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869

100 Allgemeiner Anblick des Matterhoins, von denen großc Stücke über hohe Klippen herunterstürzen, um in ihren Trümmern zu neuen Gletschern zu werden. Da giebt es Grate vom Frust zersplittert und von Regen und geschmolzenem Schnee zu Thürmen und Thurmspitzen ausgewaschen, während man überall und immerfort Töne hört, welche sagen, daß die Kräfte noch immer in Wirksamkeit sind, welche hier seit Anfang der Welt gearbeitet haben und nicht eher aufhören werden, als bis sie die ungeheure Bergmasse in Atome verwandelt haben. Die meisten Reisenden werfen vom Thale von Zermatt oder vom Thllle von Tuurnanche den ersten Blick auf das Matterhorn. Von dem ersteren Punkt aus gesehen, nimmt sich der Fuß des Berges am schmalsten aus und seine Grate und Wände scheinen ungeheuer steil zu sein. Der Reisende steigt im Thale empor und sieht sich häufig nach der großen Aussicht um, die ihn für seine Anstrengungen belohnen soll, ohne sie zu bekommen, denn der Berg wird in dieser Richtung erst eine halbe Stunde nördlich von Zermatt sichtbar. Plötzlich biegt er um eine Felsenecke und da ist das Mattcrhom, aber nicht da, wo er es erwartete, denn er muß das Gesicht in die Höhe richten, um es zu sehen, da es über sei- nem Kopfe zn schweben scheint. So ist der Eindruck, aber in der That bildet die Spitze des Matterhorns auf diesem Punkte mit dem Auge einen Winkel von weniger als sechzehn Grad, während der Dom auf demselben Punkte einen größeren Winkel bildet, aber unbeachtet bleibt. So wenig darf man dem Ange ohne Hülfe ver- trauen. Von Vreil und Val Tuurnanche hat man eine ebenso schöne Aussicht auf das Matterhoru, doch macht dasselbe hier weniger Eindruck, weil der Beschauer an den Anblick gewöhnt wird, wenn er das Thal hinauf oder hinab geht. Von hier gesehen, scheint der Berg aus einer Reihenfolge keilförmiger Pyramiden zu bestehen,