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Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
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Polyglottes Habsburg | 31 In diesem Sinne wurde auch das ethnische Prinzip der Nationalität dekonstruiert. Pieter M. Judson schreibt: „Ethnic differences were therefore largely an effect, not a cause, of nationalist activism.”25 Tatsächlich waren das österreichische Staatsgrundgesetz von 1867 und das un- garische Nationalitätengesetz von 1868 für die Kategorie der Ethnizität noch blind. Doch waren schon um 1900 Staatsrechtslehrer wie Rudolf Herrmann von Herrnritt davon überzeugt, dass „das ethnische Princip der Nationalität auch das Princip der so genannten Grundrechte“ war.26 Der nationale Aktivismus hatte es zustande gebracht, dass das nationale Prinzip von Staats wegen sanktioniert und somit zu einem legitimen Akteur gemacht worden war.27 Demzufolge wurden in den gemischtsprachigen Kronländern ab den 1870er Jahren Universitäten, Schu- len und Ämter nach Sprachen geteilt, Staatsbürger nach dem Mährischen Aus- gleich (1905) in sogenannten „nationalen Katastern“ verzeichnet und Wahlkreise aufgrund der Kategorie Abstammung behördlich abgegrenzt, was die Stimmab- gabe bei Wahlen nationalisierte. 1910 vermeldete der Verfassungsjurist Edmund Bernatzik: „Es sieht so aus, als ob die Wünsche der begeisterten Nationalisten […] längst und überall verwirklicht wären.“28 Im Rückblick des Jahres 1934 erkannte der Wiener Rechtshistoriker und Nationalsozialist Karl Gottfried Hugelmann in dieser Praxis der staatlich legitimierten Nationalisierung „den größte[n] dau- ernde[n] Ruhmestitel des altösterreichischen Nationalitätenrechts“. Im Band Das Nationalitätenrecht des alten Österreich versuchte er „sichtbar zu machen“, „wie Volkstümer […], welche doch in dem Art. XIX [des Staatsgrundgesetzes vom 21.12.1867, über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die im Reichsrathe Guardians of the Nation; Nancy M. Wingfield (Hg.), Creating the ‚Other‘. Ethnic Con- flict and Nationalism in Habsburg Central Europe (Austrian and Habsburg Studies 5), New York/Oxford 2003; konkret in Bezug auf das historische slowenischsprachige Ge- biet: Karin Almasy, Wie aus Marburgern „Slowenen“ und „Deutsche“ wurden. Ein Beispiel zur beginnenden nationalen Differenzierung in Zentraleuropa zwischen 1848 und 1861, Graz 2014 und Jernej Kosi, Kako je nastal slovenski narod. Začetki slo- venskega nacionalnega gibanja v prvi polovici devetnajstega stoletja ['Wie die slowe- nische Nation entstand. Die Anfänge der slowenischen Nationalbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jh.'], Ljubljana 2013. 25 Pieter M. Judson, „Do Multiple Languages Mean a Multicultural Society? Nationalist „Frontiers” in Rural Austria, 1880–1918“, in: Feichtinger/Cohen, Understanding Mul- ticulturalism, S. 79. 26 Rudolf Herrmann von Herrnritt, Nationalität und Recht dargestellt nach der österrei- chischen und ausländischen Gesetzgebung, Wien 1899, S. 48. 27 Vgl. Feichtinger/Heiss, „Der Wille zum Unterschied“, S. 51-56. 28 Edmund Bernatzik, Über nationale Matriken. Inaugurationsrede, Wien 1910.
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Bildspuren – Sprachspuren Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Titel
Bildspuren – Sprachspuren
Untertitel
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Autoren
Karin Almasy
Heinrich Pfandl
Herausgeber
Eva Tropper
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-4998-1
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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