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Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
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Polyglottes Habsburg | 37 44,9% auf 54,6%,49 die sich damit den Anschein der einzig legitimen Staatsnation gaben. In Bezug auf Mehrsprachigkeit ergaben sich in Österreich und Ungarn gegen- läufige Entwicklungen. In Ungarn nahm zwischen 1879 und 1914 die Mehrspra- chigkeit trotz der Magyarisierung auf dem Papier zu, während sie in der österrei- chischen Reichshälfte im gleichen Zeitraum rapid abnahm. Zu diesem Ergebnis kommt man aufgrund der Volkszählungen, die über die tatsächliche Sprachver- wendung keinen Aufschluss geben, sowie – wie weiter unten noch näher ausge- führt wird – aufgrund der rapiden Abnahme des zweisprachigen Schulwesens in Österreich.50 In Österreich wurde in den Volkszählungen nicht die Muttersprache, sondern die Umgangssprache erhoben. Die Zweitsprache wurde nicht gezählt, zeugte sie doch von der den Nationalisten verhassten nationalen Indifferenz.51 In Ungarn wurde vom Königlich Ungarischen Statistischen Zentralamt in Budapest neben der Muttersprache als Indikator für nationale Zugehörigkeit auch die Kennt- nis einer Zweitsprache erhoben.52 Die vom Zentralamts-Direktor formulierte Frage lautete: „Welche Sprache unseres Landes sprechen Sie noch neben Ihrer Muttersprache?“ Der mit dieser Frage intendierte Zweck liegt auf der Hand, er wurde vom Direktor des Volkszählungsbüros auch bekannt gegeben: „Wenn un- sere [d.h. die magyarische] Nation die Fähigkeit besitzt, andere zu assimilieren, so werden die Antworten auf diese Frage zeigen, wie viele unserer Bürger Mag- yarisch gelernt haben, und wir wissen, dass jeder, der einmal unsere melodiöse Sprache gelernt hat, an unsere Nation geschweißt sein und kein fremdes Element 49 Vgl. Joachim von Puttkamer, „Mehrsprachigkeit und Sprachenzwang in Oberungarn und Siebenbürgen 1867-1914. Eine statistische Untersuchung“, in: Zeitschrift für Sie- benbürgische Landeskunde 26 (2001) 1, S. 7-40, hier S. 15. 50 Vgl. Brix, Die Umgangssprachen in Altösterreich; Hanna Burger, „Die Vertreibung der Mehrsprachigkeit am Beispiel Österreichs 1867–1918“, in: Gerd Hentschel (Hg.), Über Muttersprachen und Vaterländer. Zur Entwicklung von Standardsprachen und Natio- nen in Europa, Frankfurt am Main u. a. 1997, S. 35-49. 51 Vgl. Judson, Guardians of the Nation, S. 1-11; ders., „Nationalism and Indifference“, S. 148-155; Tara Zahra, „Imagined Noncommunities: National Indifference as a Cate- gory of Analysis“, Slavic Review 69 (2010) 1, S. 93-119; Wolfgang Göderle, Zensus und Ethnizität. Zur Herstellung von Wissen über soziale Wirklichkeiten im Habsbur- gerreich zwischen 1848 und 1910, Göttingen 2016. 52 Vgl. Gal, „Polyglot Nationalism“; Puttkamer, „Mehrsprachigkeit und Sprachenzwang in Oberungarn und Siebenbürgern 1867–1914“; Varga, „Multilingualism in urban Hungary“.
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Bildspuren – Sprachspuren Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Titel
Bildspuren – Sprachspuren
Untertitel
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Autoren
Karin Almasy
Heinrich Pfandl
Herausgeber
Eva Tropper
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-4998-1
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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