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Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
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Polyglottes Habsburg | 39 auch durch die so genannten Ausgleiche des Staates mit den Nationalitäten be- günstigt. Sie stellten den Königsweg der Machtsicherung und der Konfliktbeseiti- gung zugleich dar. Dahinter stand das Prinzip der Befriedung nationaler Gegens- ätze durch die Teilung der Schulverwaltung, von Wahlordnungen und Ämtern. Den Auftakt gab der Mährische Ausgleich (1905). 1910 und 1914 wurden Aus- gleiche mit der Bukowina und mit Galizien verabschiedet. Ausgleiche wurden zu- meist aus der nationalen Defensive vorangetrieben. Solange die deutschsprachi- gen Abgeordneten in den Länderparlamenten in der Mehrzahl waren, traten sie keineswegs für die Teilung der Behörden im nationalen Sinn auf; als sich aber durch Ausweitung des Wahlrechts die Mehrheitsverhältnisse in den Länderparla- menten verschoben, plädierten auch die zur Minderheit abgesunkenen Abgeord- neten für die Teilung von Schulen, Universitäten und Ämtern. So votierte z.B. der deutschliberale Abgeordnete Ernst von Plener in seiner Rede „Sprachenverord- nung und nationale Abgrenzung“60 vom 15. Dezember 1885 für die Aufhebung der Taaffe-Stremayerschen Sprachenverordnung von 1880 im Böhmischen Land- tag, die Zweisprachigkeit bei Gericht und Behörden im ganzen Land sowie be- hördliche Ausfertigungen in der Sprache der Eingabe vorsah. Plener votierte nun aber heftig für die Einsprachigkeit in einem in national organisierte Verwaltungs- einheiten geteilten Land. Die Nationalitätenfrage war zu einer deutschen Frage geworden, die durch die administrative Teilung Böhmens gelöst werden sollte. Damit sollte die Selbstregierung der Deutschen gesichert und zugleich verhindert werden, dass Tschechisch zur Landessprache ganz Böhmens wurde. Als Minister- präsident Kasimir Badeni 1897 eine Sprachenverordnung erließ, die für Böhmen und Mähren eine zweisprachige Amtsführung vorsah, formierte sich in Wien, Prag und Graz massiver Protest. Die zweisprachige Amtsführung in ganz Böhmen drohte in den rein deutschsprachigen Regionen die Stellung der exklusiv deutsch- sprachigen Beamten zu gefährden. Der einzige Ausweg im Sinne der traditionellen Machtverhältnisse war die na- tionale Teilung von Behörden, Wahlordnungen und Schulorganisation. Sie wurde erstmals auf staatsrechtlicher Grundlage durch den Mährischen Ausgleich von 1905 vollzogen und hatte zugleich absurde Folgen. Als Beleg dafür mag ein ein- ziger Hinweis genügen: Um der sogenannten „Assimilierungsgefahr“ vorzubeu- 60 Ernst von Plener, Drei Reden gehalten im böhmischen Landtag in der Session 1885/6 über die Aufhebung der Sprachenverordnung und die nationale Abgrenzung der Be- zirke, Prag 1886.
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Bildspuren – Sprachspuren Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Titel
Bildspuren – Sprachspuren
Untertitel
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Autoren
Karin Almasy
Heinrich Pfandl
Herausgeber
Eva Tropper
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-4998-1
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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