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Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
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222 | Barbara Porod kurzen Jacken, von denen eine ein weißes Kopftuch, eine Petschen8 trägt, die an- dere hält einen ausladenden, mit Bändern verzierten Strohhut9 mit sehr flachem Gupf, ähnlich einer Bergère10, in der Hand. Beide tragen Alltagskleidung, die we- der hervorstechende Merkmale in Material, Farbe und Schnitt aufweist, noch ir- gendwelche vermeintlich „volkstypenhafte“ Züge aufweist. Dem Autor stand für seine Recherchen das auf statistischen Fragebögen ba- sierende Werk Das Herzogthum Steiermark; geographisch – statistisch – topo- grafisch von Georg Göth, das 1840–1843 in Wien erschienen war, zur Verfügung. Gedruckt und damit leicht zugänglich waren nur der Brucker und der Judenburger Kreis, in denen von Gemeinde zu Gemeinde von den jeweils auf die Fragebögen antwortenden Personen das ‚Typische‘ der lokalen Bekleidung geschildert worden war. Dadurch entstand in Krainz’ Beschreibung der lokalen Kleidung der Ein- druck, in der Obersteiermark habe – im Gegensatz zur übrigen Steiermark und scheinbar unabhängig von der dort jeweils gesprochenen Sprache – eine unerhörte Vielfalt an Farben, Materialien und Kleidung und Accessoires bestanden. Für die übrige Steiermark waren sowohl Johann Krainz als auch Franc Hubad auf eigene Beobachtungen angewiesen. Über die Trachten der ‚Slowenen‘ erfährt man aus dem Beitrag von Franc Hu- bad.11 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so Hubad, hätten die Frauen im Tal der Savinja/Sann12 mit Gold und Silber bestickte Hauben getragen, also eine Form der Kopfbedeckung, die heute als „Goldhaube“ bekannt ist und durchaus für die ‚Tracht‘ anderer Regionen als typisch erachtet wird.13 Die Gürtel der Frauen seien mit Gold und Silber verziert, die Männer trügen Lederhosen mit Stiefeln, kombiniert mit kurzen Röcken und winters schwarze, sommers weiße Westen mit Silberknöpfen. Am Kopf trügen sie seidene Kappen und breitkrempige Hüte. Wie 8 Konrad Mautner, Viktor Geramb, Steirisches Trachtenbuch, II. Band: Von 1780 bis zur Gegenwart, Graz 1935, S. 475-479. 9 Sog. Sulmtalerhut, vgl. Mautner/Geramb, Steirisches Trachtenbuch, S. 517, Abb. 292 (VKM Inv. Nr. 8662–8664). 10 Aus der Mode des 18. Jahrhunderts übernommener Hut, aus dem Kontext der ‚ländli- chen Idylle‘ des höfischen Schäferspiels. 11 Zu Franc Hubad vgl. Karin Almasy, Kanon und nationale Konsolidierung. Übersetzun- gen und ideologische Steuerung in slowenischen Schullesebüchern 1848–1918, Wien 2018, 177f. 12 Die Einfügung der historischen deutschen Ortsbezeichnungen entspricht den Richtli- nien des Bandes. 13 https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/ detail/article/herstellung-und-verwendung-der-linzer-goldhaube/.
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Bildspuren – Sprachspuren Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Titel
Bildspuren – Sprachspuren
Untertitel
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Autoren
Karin Almasy
Heinrich Pfandl
Herausgeber
Eva Tropper
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-4998-1
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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