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238 | Jerneja Ferlež
Sammelleidenschaft sowie den Eifer des fotografischen Dokumentierens und wur-
den zu einem sehr populären Verkaufsartikel.2 Die ersten Postkarten aus Mari-
bor/Marburg werden für die frühen 1890er Jahre erwähnt, die große Mode des
Sammelns und Verschickens begann aber erst nach 1897.3
In der Zeit des großen Zuzugs vom Land in die urbanen Zentren stellten Post-
karten eine neue und relativ schnelle Art der Kommunikation unter den Menschen
dar. Ermöglicht wurde dies durch ein geregeltes Postwesen, das für den Transport
der Postsendungen auch die Eisenbahn benutzte. Bis dato kleine, verschlafene
Städtchen wie Maribor/Marburg blühten durch diese infrastrukturellen Maßnah-
men regelrecht auf – und das Medium der Jahrhundertwende, das dies zu doku-
mentieren vermag, ist die illustrierte Postkarte.
DIE STADT ALS WACHSENDES GEWEBE
Maribor/Marburg zählt beim Zensus 1890 um die 20.000 Einwohner, 1900 bereits
24.600 und 1910 schon knapp 28.000.4 Die Stadt war Teil des Kronlandes Steier-
mark, lag südlich der Landeshauptstadt Graz und war die größte Stadt der Unter-
steiermark. 1846 erreichte die Wien mit der Adria verbindende Südbahn Maribor,
später dann auch Celje/Cilli, Ljubljana/Laibach und schließlich die Hafenstadt
Trieste/Trst/Triest. Für die Stadtentwicklung war dies von großer Bedeutung. In
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Maribor/Marburg von Industriali-
sierung und Urbanisierung erfasst. Die damals noch halb agrarische Kleinstadt,
deren Bürger gleichzeitig noch Handwerker und Bauern sein konnten – Franjo Baš
schrieb treffend, dass in Maribor/Marburg keine Bürger zuhause waren, wenn die
Bauern aufs Feld gingen5 –, verwandelte sich in eine aufstrebende Industriestadt.
Dies führte zu wichtigen kommunalen und technischen Änderungen und letztend-
lich auch zu einem Wandel im Erscheinungsbild. Die Stadt sprengte die Grenzen
2 Karin Almasy, Eva Tropper, Štajer-mark. 1890–1920: Der gemeinsamen Geschichte
auf der Spur: Postkarten der historischen Untersteiermark = Po sledeh skupne
preteklosti: razglednice zgodovinske Spodnje Štajerske, Bad Radkersburg 2018, S. 13.
3 Primož Premzl, Pozdrav iz Maribora: mesto na razglednicah v letih 1892 do 1945,
Maribor 1992, S. 125-130.
4 Jerneja Ferlež, „Prebivalstvo Maribora 1848─1991“, Studia Historica Slovenica
2 (2002), S. 79-125, hier: S. 83.
5 Franjo Baš, „Kulture v Mariboru v začetku 19. stoletja“, in: Mariborski koledar, Mari-
bor 1932, S. 53.
Bildspuren – Sprachspuren
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Titel
- Bildspuren – Sprachspuren
- Untertitel
- Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
- Autoren
- Karin Almasy
- Heinrich Pfandl
- Herausgeber
- Eva Tropper
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4998-1
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen