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Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
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Motiv Stadt, Motiv Mensch | 243 da diese die Stadt gut kannten und zu ihr eine andere Beziehung hatten als aus- wärtige Verleger. Erwähnenswert ist hierzu die Postkartenserie „Alt Marburg“, auf der jene Stadtteile dargestellt wurden, die kurz darauf den großen infrastruk- turellen Veränderungen, die der Bau der neuen Brücke zu Beginn des 20. Jahr- hunderts mit sich brachte, weichen mussten (siehe Abb. 6 und 7). So erhielten sich einigen Ansichten verschwindender Gassen im Lendviertel, der alten Holzbrücke oder Gassen und Bauten in der Nähe des Hauptplatzes, die später geschliffen oder neu angelegt wurden.14 Wenn wir heute solche Postkarten betrachten, haftet Postkarten natürlich eine Patina des Alten, Nostalgischen und längst Vergangenen an. Damals aber, als sie entstanden, sollten die meisten Ansichten gerade das Gegenteil zum Ausdruck bringen. Es überwog eine Rhetorik der Modernisierung und des Neuen – wenn z. B. der Domplatz mit den verhältnismäßig neuen Theater- und Casinogebäuden, den noch neueren Post- und Sparkassengebäuden zum Sujet wurde – seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch mit dem Denkmal des Bürgermeisters Tappeiner. Auch die Parkanlage zwischen Theater und Post und die Neugestaltung des Platzes all- gemein waren seit Ende des 19. Jahrhunderts ein neuer Anblick. Erst in den 1890er Jahren nämlich hatten der große Pfarrgarten, der Pfarrhof und die ehema- lige Schule diesen Platz freigegeben. Ähnlich war es mit dem Hauptplatz – auf den Postkarten ist er oftmals noch im Zustand vor den Veränderungen dargestellt, die im Zuge des Brückenbaus im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts auf ihn zukamen: in kleinerer Dimension, mit dem Übergang in die geschwungene Drau- gasse (Dravska ulica), die zum Lendviertel (Lent) und zur alten Holzbrücke führte, doch bereits mit dem Marktplatz, der Pestsäule und dem öffentlichen Brun- nen, und natürlich mit dem Rathaus als einem der wichtigsten Identifikations- punkte der Stadt. Doch auch das neue Antlitz des Platzes, wie er durch den Bau der im August 1913 eröffneten Brücke entstand, wurde ein außerordentlich be- liebtes Postkartenmotiv: Von nun an wurden die Brücke sowie der Ludwig- und der Theresienhof (Ludvikov in Terezijin dvor) dargestellt – beides Investitionen des Marburger Industriellen Ludwig Franz und seiner Söhne. Der Burgplatz hin- gegen hat sich auf seiner Nordseite während der Hochblüte der Postkarten nicht allzu wesentlich verändert. Die Burg war bereits da, der trichterförmige Platz auch; die einzige Änderung brachte der Bau des Scherbaumhofs (Scherbaumov dvor), der einige ältere niedrigere Gebäude, ähnlich den anderen in dieser Häuser- reihe, ersetzte. 14 Diese Postkartenserie wird in Alben aufbewahrt, die auf Anregung des Museumsvereins hin entstanden sind und heute vom Regionalarchiv Pokrajinski arhiv Maribor aufbe- wahrt werden.
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Bildspuren – Sprachspuren Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Titel
Bildspuren – Sprachspuren
Untertitel
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Autoren
Karin Almasy
Heinrich Pfandl
Herausgeber
Eva Tropper
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-4998-1
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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