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Bildspuren – Sprachspuren - Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
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328 | Jernej Kosi Untersteiermark somit erstmals nach dem Umbruch mit der slowenischen Hoch- sprache konfrontiert. Insofern überrascht es nicht, dass in der in Maribor erschei- nenden slowenischen nationalistischen Zeitung Straža ('Die Wacht') im Zusam- menhang mit der Slowenisierung der öffentlichen Aufschriften folgender Hinweis abgedruckt wurde: „Damit alle Firmen Aufschriften in schönem Slowenisch bekommen, weisen wir darauf hin, dass es völlig falsch und deutschartig ist, z. B. ‚zlatemu jagnjetu‘ [wörtlich: 'zum goldenen Lamm'], ‚k belemu volu‘ [wörtlich: 'zum weißen Ochsen'] zu sagen. Als einzig richtig gilt: ‚Pri zlatem jagnjetu‘ [wörtlich: 'beim goldenen Lamm'], ‚pri belem volu‘ [wörtlich: 'beim weißen Ochsen'], ‚pri mastni raci‘ [wörtlich: 'bei der fetten Ente'].”14 Neben der Slowenisierung der Verwaltung und des öffentlichen Raums wurde vor allem auch das Schulwesen radikalen Eingriffen unterzogen. Die neuen Schulbe- hörden stürzten sich unverzüglich auf eine möglichst baldige und möglichst gründliche Einführung des Slowenischen als Unterrichtssprache in allen Grund- und Mittelschulen. Auf dem Territorium, das seit Herbst 1918 der Nationalen Re- gierung in Ljubljana unterstand, war nämlich „noch 1900 die Unterrichtssprache in einem Drittel der Grundschulen in der Untersteiermark entweder nur Deutsch oder die Schulen waren zweisprachig mit einer deutlichen Bevorzugung des Deut- schen“15. Besonders störte die Nationalisten aber, dass auf den Realschulen und den Gymnasien, wo ja die zukünftige Elite herangebildet werden sollte, der Un- terricht fast ausschließlich auf Deutsch abgehalten wurde. Deshalb nahmen die zuständigen Beamten auf den verschiedenen Ebenen der staatlichen Verwaltung die Umgestaltung des Schulwesens mit einem fast revolutionären Elan in Angriff. Zum Kommissar für Unterricht und Kultus wurde der steirische Politiker und Mit- telschulprofessor Dr. Karel Verstovšek, einer der im Übrigen seltenen steirischen Minister in der mehrheitlich ‚krainerischen‘ Nationalen Regierung in Ljubljana: Er erwies sich als Verfechter einer möglichst radikalen und restriktiven Haltung Cvirn, „Meščanstvo v Celju po razpadu Avstro-Ogrske“, in: Marija Počivavšek (Hg.), Iz zgodovine Celja, Celje 1996 (= Odsevi preteklosti, 3 let.), S. 191-216. 14 Originalwortlaut: „Da bodo vse tvrdke imele napise v lepi slovenščini, opozarjamo na to, da je čisto nepravilno in nemškovalno reči n. pr. ‚k zlatemu jagnjetu‘, ‚k belemu volu‘. Edino prav je: ‚Pri zlatem jagnjetu‘, ‚pri belem volu‘, ‚pri mastni raci‘.“ („Nemške napise“, in: Straža, 20. 12. 1918, S. 5.) 15 Ervin Dolenc, „Deavstrizacija v politiki, upravi in kulturi v Sloveniji = Entaustrifizie- rung der Politik, Verwaltung und Kultur in Slowenien“, Dušan Nećak (Hg.), Slovensko- avstrijski odnosi v 20. stoletju, Ljubljana 2004 (=Historia: znanstvena zbirka Oddelka za zgodovino Filozofska fakultete v Ljubljani), S. 81–111, hier S. 83.
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Bildspuren – Sprachspuren Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Titel
Bildspuren – Sprachspuren
Untertitel
Postkarten als Quellen zur Mehrsprachigkeit in der späten Habsburger Monarchie
Autoren
Karin Almasy
Heinrich Pfandl
Herausgeber
Eva Tropper
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-4998-1
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Postkarte, Mehrsprachigkeit, Habsburger Monarchie, Alltagsgeschichte, Kurznachrichtenträger, Alltagskommunikation, Fotografie, Untersteiermark, Mikrogeschichte, Eisenbahn, Tourismus
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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