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enthaltsdauer und bezieht sich auch auf hoch qualifizierte Migrant_innen
(vgl. Müller und Ayan 2013, S. 4). In Österreich fühlten sich nach dem Mik-
rozensus 2014 22 % der Beschäftigten mit Migrationshintergrund für ihre
Tätigkeit überqualifiziert, bei Personen ohne Migrationshintergrund waren
es im Vergleich 9
% der Beschäftigten (vgl. Statistik Austria 2017, S.
60). Erste
Maßnahmen zur Verbesserung haben sich seit den 1960/70er Jahren zunächst
vor allem auf die individuelle Ebene der betroffenen Personen bezogen. Die
Individualisierung der Verantwortung für strukturelle Prozesse und die ein-
seitige Definition von Integration als Leistung der Migrant_innen ist gerade
im arbeitsmarktpolitischen Kontext weit verbreitet (vgl. Sprung 2011, S.
122).
In den letzten Jahren werden jedoch zunehmend auch die strukturellen Rah-
menbedingungen kritisch analysiert. Häufig können im Ausland erworbene
Bildungs- oder Berufsabschlüsse in den Aufnahmeländern aufgrund recht-
licher und arbeitsmarktpolitischer Hindernisse nicht entsprechend genutzt
werden. Auf rechtlicher Ebene sind die Gründe hierfür vor allem in der un-
übersichtlichen Ausdifferenzierung der gesetzlichen Regelungen sowie in
den fehlenden Bewertungsmaßstäben zu sehen (vgl. Englmann und Müller
2007, S.
19ff.; Müller und Ayan 2013, S.
3ff.). Kirilova et al. fassen die aktuelle
Lage für Österreich zusammen:
»Derzeit sind die bestehenden Verfahren zur Anerkennung von im Ausland
erworbenen Qualifikationen durch einen hohen Grad an Fragmentierung
gekennzeichnet. Insbesondere die Komplexität des Verfahrens, die sich auf-
grund der unterschiedlichen Regelungen bzw. der Unübersichtlichkeit von
Zuständigkeiten ergibt, stellt sich als schwierig heraus. In Österreich gilt die
Forschungslandschaft zum Thema Anerkennung von im Ausland erworbe-
nen Qualifikationen als wenig etabliert, wobei die Thematik in den vergan-
genen Jahren stärkere Beachtung gefunden hat« (Kirilova et al. 2016, S. 11).
Infolge der zunehmenden Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingun-
gen werden jedoch nicht nur systembedingte Schwierigkeiten diskutiert,
sondern auch die fehlende gesellschaftliche Wertschätzung thematisiert
(vgl. Müller und Ayan 2013, S. 4f.). Die Anerkennung von im Ausland erwor-
benen Qualifikationen bezieht sich damit nicht nur auf rechtliche Vorausset-
zungen, sondern auch auf die sozialen Bedingungen von beruflicher Integ-
ration. Gesellschaftliche Wertschätzung bleibt in diesem Bereich allerdings
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik