Seite - 17 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
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1. Anerkennung zwischen Widersprüchen 17
Im Kontext der Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
erscheint zunächst der Begriff der formalen Anerkennung zentral. Damit
wird ein gesetzlich geregeltes Verfahren zur Bestätigung der Gleichwertig-
keit eines im Ausland erworbenen Abschlusses mit einem inländischen Re-
ferenzabschluss bezeichnet. Auf der Grundlage von festgelegten formalen
Kriterien wird ein rechtsfähiger Bescheid erstellt. Gegen den ergangenen
Bescheid kann Widerspruch eingelegt werden (vgl. Maier et al. 2012, S. 10).
Formale Anerkennung umfasst hier einerseits den gesetzlich geregelten Pro-
zess und zugleich das Ergebnis als bestätigte Gleichwertigkeit mit einem im
Inland erworbenen Abschluss. Als Anerkennungsstellen werden die zustän-
digen Institutionen und Behörden bezeichnet, welche diese Anerkennungs-
verfahren im staatlichen Auftrag durchführen und Bescheide sowie Bewer-
tungen ausstellen. Bei Anerkennungsstellen kann es sich unter anderem um
Behörden, Ministerien, Berufsorganisationen oder Universitäten handeln
(vgl. Englmann und Müller 2007, S. 32).
Oftmals wird der Begriff der formalen Anerkennung synonym zur be-
ruflichen Anerkennung verwendet. Berufliche Anerkennung umfasst je-
doch nicht nur den Prozess der Bestätigung der Gleichwertigkeit, sondern
auch den damit verbundenen Zweck. Die Zielsetzung ist die Bewerbung mit
dem Bescheid auf dem Arbeitsmarkt. Die formale Anerkennung zu berufli-
chen Zwecken wird in diesem Kontext auch als »traditionelle Anerkennung«
(Biffl et al. 2016, S. 52) bezeichnet. Daneben kann die formale Anerkennung
in Form einer akademischen Anerkennung für den weiteren Bildungsweg
z.B. an einer Universität verwendet werden. Als dritte Form der Anerken-
nung wird die Bewertung von Qualifikationen genannt, die zwar rechtlich
nicht bindend ist, aber als offizielle Einschätzung insbesondere in Öster-
reich an Bedeutung gewinnt. Die Bewertung kann für Bewerbungen auf
dem Arbeitsmarkt genutzt werden, verleiht jedoch der_m Antragsteller_in
keine bestimmten Rechte in Zusammenhang mit der Berufsausübung (vgl.
ebd.).
Hier werden zugleich der Übergang zu und die Überschneidungen mit
dem Begriff der Validierung deutlich (vgl. Abb. 1). Validierungsverfahren
werden verwendet, um nonformal oder informell erworbene Lernergebnisse
über formale, summative oder formative Prozesse sichtbar zu machen. Bei
Anerkennungsprozessen handelt es sich dagegen um formale Qualifikatio-
nen. Dabei kann der Übergang fließend sein, wenn für die Anerkennung im
Sinne der Gleichwertigkeit einer im Ausland erworbenen Qualifikation mit
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik