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2. Forschungsfrage und Zielsetzungen 39
bereits berufstätig waren, nach ihrer Ankunft in Österreich eine negative
Zäsur in ihrer Arbeitsbiografie erlebt haben. Die Beschreibungen und Deu-
tungen der Interviewpartner_innen lassen sich dabei als unterschiedliche
Erfahrungen verweigerter Anerkennung und aktiver Abwertung deuten. Die
Anerkennungsverletzungen beziehen sich auf berufliche Qualifikationen
und Kompetenzen ebenso wie auf zugeschriebene kollektive Zugehörigkeits-
merkmale oder äußern sich in Form einer allgemeinen Entpersonalisierung
hinsichtlich des Migrant_innenstatus. Auch Neumann (vgl. 2010) unter-
sucht in seiner Studie »Nichtanerkennungs- und Missachtungserfahrungen
von akademisch qualifizierten BildungsinländerInnen in Deutschland und
Kanada« die Erfahrungen während der Migration. Besonders interessant ist
hier sein Forschungsfokus auf Personen mit Migrationserfahrung, welche
ihre formale Qualifikation jedoch im Aufnahmeland erworben haben und
damit als »Bildungsinländer_innen« definiert werden. In dieser Konstella-
tion lassen sich Erfahrungen sozialer Anerkennung bzw. verweigerter An-
erkennung unabhängig von rechtlichen Anerkennungsfragen untersuchen.
2.2 Forschungsfokus
Die Darstellung des Forschungsstandes macht deutlich, dass das Thema der
formalen Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen bisher vor
allem in Bezug auf die berufliche Integration von höher qualifizierten Mig-
rant_innen untersucht wurde. Im Mittelpunkt stehen dabei die rechtlichen
Rahmenbedingungen und die Auswirkungen auf den inländischen Arbeits-
markt vor allem auch hinsichtlich des sogenannten Fachkräftemangels. Auf
der Grundlage von qualitativen Interviews werden zudem die eingeschränk-
ten Handlungsmöglichkeiten von betroffenen Migrant_innen und die dar-
aus resultierenden Handlungsstrategien der Akteur_innen untersucht. Eine
Ausnahme bildet die Studie von Sommer (vgl. 2015), die den Fokus auf die
Anerkennungspraxis in den Anerkennungsstellen legt und den Begriff der
formalen Anerkennung in einem weiteren anerkennungstheoretischen
Kontext einordnet. Anerkennungsberatung selbst als professionelle Praxis
wurde bisher erst ansatzweise untersucht. Einen Schwerpunkt bilden hier
die Beschreibungen der Aufgabenbereiche und des Selbstverständnisses von
Anerkennungsberatung aus der Perspektive des IQ-Netzwerkes (vgl. Dö-
ring und Hoffmann 2016) und der Anlaufstellenkoordination (vgl. u.a. Bichl
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik