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3. Theoretischer Analyserahmen 55
Auf der Grundlage von Gesprächsanalysen unterscheiden Gieseke und
Opelt (vgl. 2004) zwischen informativer, situativer und biografieorientier-
ter Beratung. Die Unterteilung bezieht sich auf die unterschiedlichen Aus-
gangssituationen der Klient_innen im Entscheidungsprozess und den damit
verbundenen Bedarfslagen. Damit sind zugleich spezifische Kompetenzen
der Berater_innen erforderlich. Während die informative Beratung vor al-
lem Kenntnisse der Weiterbildungs- und Arbeitsmarktstrukturen voraus-
setzt, sind für die situative und biografieorientierte Beratung zusätzlich
soziale und kommunikative Fähigkeiten entscheidend. Insbesondere für
den Typ der biografieorientierten Beratung sind zudem der Respekt und die
Wertschätzung der subjektiven Lebensentwürfe erforderlich (vgl. Gieseke
und Opelt 2004; Gieseke 2000, S.
15f.). Später wurde diese Darstellung durch
das Angebot einer Orientierungsberatung ergänzt, die zeitlich den weiteren
Beratungsleistungen vorgeschaltet wird (vgl. Gieseke 2016b; Abb. 4). Enoch
(vgl. 2011, S. 93f.) hebt in dieser Unterteilung vor allem die Integration der
informativen Beratung als Element des Beratungsprozesses und darüber
hinaus als eigenständigen Beratungstyp hervor. Diesen Zugang führt er da-
rauf zurück, dass sich die Systematik explizit auf Weiterbildungsberatung
bezieht. Dadurch nehmen Informationen zu den Weiterbildungsangeboten
und -anbieter_innen im Beratungsprozess einen höheren Stellenwert ein.
Gleichzeitig ist mit dieser informativen Ausrichtung auch eine stärkere Ab-
grenzung von reinen Informationsleistungen notwendig.
Vor dem Hintergrund der Zunahme an Beratungsnachfragen sieht Gie-
seke (vgl. 2000, S. 12) die Gefahr, Bildungsberatung auf einen kurzfristigen
Informationsservice zu reduzieren. Stattdessen betont sie die Bedeutung
eines Beratungsverständnisses, nach welchem der Beratungsprozess als
eine kommunikative und interaktive Begleitung mit entsprechend notwen-
digen zeitlichen Ressourcen aufgefasst wird. Auch Schmidt und Tippelt (vgl.
2006, S. 38) beschreiben Beratung in dieser breiten Form. Demnach kann
Beratung ein längerfristiger Prozess bestehend aus mehreren Beratungs-
kontakten sein oder Expertise in Form kompakter Informationsvermittlung
(auch telefonisch oder per E-Mail) anbieten. Gerade diese Kombination von
prozessorientierten Beratungsangeboten mit eher informativ ausgerichte-
ten Expert_innenberatungen bewerten die Autoren als die geeignetste Form
für den pädagogischen Kontext.
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik