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3. Theoretischer Analyserahmen 59
Unterschied zu den zuvor dargestellten Systematisierungen eine fachliche
Differenzierung innerhalb der Beratungsleistungen unabhängig von der Ge-
staltung des Beratungsprozesses und den adressierten Personen, Gruppen
oder Organisationen. Ein Bezug zum Prozesscharakter der Beratung wird
über das zentrale Angebot einer Orientierungsberatung hergestellt, welches
Ähnlichkeiten mit dem Konzept von »Anlaufstellen« als erste Ansprechpart-
ner in der Anerkennungsberatung aufweist.
In Zusammenhang mit diesen Systematisierungen und unterschiedli-
chen Bezeichnungen steht die Frage nach den Zielsetzungen von Bildungs-
und Berufsberatung. Schiersmann (vgl. 2011b) unterscheidet hier zwischen
drei unterschiedlichen Ebenen. Auf der individuellen Ebene zielt Beratung
auf die Erhöhung der bildungs- und berufsbiografischen Gestaltungskompe-
tenz ab. Damit umfasst Bildungsberatung unter anderem Unterstützungs-
leistungen bei der individuellen Berufswahl oder der Planung von Weiter-
bildungen. Zugleich werden auf der bildungs- und arbeitsmarktpolitischen
Ebene die Erhöhung der Effektivität und Effizienz des Bildungssystems
und die Stärkung der Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarktes angestrebt.
Dies kann beispielsweise durch Laufbahn- und Lernberatung erfolgen. Die
dritte Ebene bildet die gesellschaftspolitische Dimension, nach welcher die
Erhöhung der gesellschaftlichen Teilhabe und die Förderung der sozialen
Integration als zentrale Ziele verfolgt werden. Hier sind der Ausgleich von
Benachteiligungen im Bildungssystem und der Stellenwert von beruflicher
Anerkennung für eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration als Beispiele
zu nennen (vgl. ebd., S. 85).
In Bezug auf arbeitsmarktorientierte Ziele diskutiert Gieseke den Ein-
satz von Tests und Kompetenzprofilen im Sinne von Optimierungsstrate-
gien kritisch. Dadurch wird der »Radius der unmittelbaren individuellen
Möglichkeiten« der Klient_innen abgesteckt und »auf objektivierende Pro-
zesse als Dienstleistung für Entscheidungshilfen statt auf das Subjekt und
Interessen mit vorhandenen Ambivalenzen, Unsicherheiten« abgezielt (Gie-
seke 2016a, S.
104). Gerade aufgrund dieser unterschiedlichen Zielsetzungen
gewinnt eine erziehungswissenschaftliche Perspektive auf institutionali-
sierte Bildungs- und Berufsberatung an Bedeutung, welche insbesondere
im »pädagogisch organisierten System des lebenslangen Lernens eine stra-
tegisch wichtige Rolle« (Nittel 2016, S. 27) übernimmt. Ziel ist die Förde-
rung des lebensbegleitenden Lernens vor dem Hintergrund bewusster und
eigenverantwortlicher Bildungs- und Berufsentscheidungen (vgl. Schröder
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik