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3. Theoretischer Analyserahmen 63
den Zeitpunkten im Beratungsgespräch und den Interaktionspartner_innen
variieren (vgl. ebd., S. 183ff.). Eine integrative Verbindung zwischen Bera-
tungs- und Wissensdimension stellt die inputorientierte aushandelnde Ver-
mittlungsdimension dar, die auch als »Informationsbalance« (Nestmann et
al. 2007, S. 27) interpretiert werden kann. Engel et al. (vgl. 2014) verstehen
darunter eine angemessene Form der Konkretisierung handlungsrelevanter
Informationen in der Beratung. Für sie stellt nicht das Informationsangebot
die grundlegende Bewältigungsaufgabe für die Klient_innen dar, sondern
stattdessen der Umgang mit diesen Informationen und die angemessene
Bearbeitung entkontextualisierter Informationen (vgl. ebd., S.
27ff.).
Aus der Perspektive der Ratsuchenden ist oftmals der Wunsch nach die-
sen Fachinformationen der Grund für die Inanspruchnahme einer Beratung.
Auch die Außendarstellung der Beratungsstelle wird mit der Zuordnung zu
einem bestimmten Wissensfeld verbunden. Dies geschieht insbesondere
durch die Bezeichnung des Beratungsangebotes (Weiterbildungsberatung,
Berufsberatung, Anerkennungsberatung). Dadurch wird zugleich ein Wis-
sensfeld geschaffen, in welchem die Beratung stattfindet, bestimmte Be-
ratungsanliegen ermöglicht und andere ausgeschlossen werden. Mit dem
Begriff der Fachberatung erfolgt damit auch eine thematische Rahmenset-
zung. Dieser fachliche Bezug ist jedoch nicht einfach nur ein äußeres Merk-
mal, sondern strukturiert auch den gesamten Beratungsprozess. Durch die
thematische Rahmensetzung wird eine spezifische Beziehung vorgegeben,
in der nur Themen angesprochen werden können, die zu diesem ausgewähl-
ten Themenkreis gehören. Andere und abweichende Themen können dazu
führen, dass die Ratsuchenden an andere Beratungsstellen oder Dienste
weitergeleitet werden. Die fachliche Spezialisierung führt damit zu einer
Einordnung neben den »Regeldiensten«.
»Europäische Konzepte der lebensbegleitenden Beratung zeigen eine Ten-
denz weg von verwaltungsorientierten Konzepten hin zu berater- und
nutzerorientierten Ansätzen, die in stärkerem Ausmaß wissenschaftlich
fundiert werden. Dies bringt mit sich, dass eine Beschränkung auf die Be-
ratungsangebote der Regeldienste nicht als ausreichend betrachtet werden
kann, wenn dort die notwendige professionelle und effiziente Fachberatung
nicht verfügbar ist« (Englmann und Müller 2007, S.
10).
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik