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3. Theoretischer Analyserahmen 69
grafischen Anerkennung als eine Unterform der sozialen Wertschätzung
von Bedeutung. Der Zusammenhang von Anerkennung und Integration
wird in der Theorie der sozialen Desintegration (vgl. Anhut und Heitmeyer
2000; Kaletta 2008) deutlich. Anerkennung wird hier als spezifische Res-
source im Integrationsprozess interpretiert. Vor diesem Hintergrund wird
die Ausdifferenzierung der Integrationsebenen hinsichtlich der Konstruk-
tion von Anerkennung als Bedingung für berufliche Integration dargestellt
und analysiert. Sprung (vgl. 2011) untersucht in ihrer Studie zur beruflichen
Integration und Weiterbildungsbeteiligung von Migrant_innen die Partizi-
pationsmöglichkeiten in Österreich. Dabei analysiert sie insbesondere, wie
verweigerte Anerkennung von Migrant_innen wahrgenommen und inter-
pretiert wird und welche Bewältigungsformen im Umgang mit diesen Erleb-
nissen rekonstruiert werden können. Die Anerkennungsdimensionen nach
Honneth (vgl. 2014) werden bei ihr um diskriminierungstheoretische Ansät-
ze erweitert. In Zusammenhang mit ihrem theoretischen Zugang steht auch
die Studie von Neumann (vgl. 2010) zu den Erfahrungen von akademisch
qualifizierten Bildungsinländer_innen in Deutschland und Kanada. Auch
er untersucht anhand von Interviews mit betroffenen Migrant_innen die
gesellschaftliche Akzeptanz formal anerkannter Qualifikationen auf dem
Arbeitsmarkt aus einer anerkennungstheoretischen Perspektive.
Von mehreren Autor_innen wird zudem die Übertragbarkeit der emotio-
nalen Anerkennung nach Honneth auf professionelle pädagogische Bezie-
hungen diskutiert. Helsper et al. (vgl. 2005) analysieren die intersubjektiven
Beziehungen im Bereich der Schule als Anerkennungsverhältnisse. Als Er-
gebnis erweitern die Autor_innen die Dreiteilung der Anerkennungsdimen-
sionen von Honneth um die Form der institutionellen Anerkennung. Gröning
(vgl. 2011) sieht in der emotionalen Anerkennung eine beratungstheoretische
Verbindung zu dem personenzentrierten Ansatz nach Rogers. Prengel (vgl.
2006) hebt in ihrem Entwurf einer »Pädagogik der Vielfalt« die beschränk-
ten gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten pädagogischer Institutionen
hervor und sieht deren Verantwortung stattdessen in der Konstituierung
eigener Anerkennungsverhältnisse durch die Herstellung intersubjektiver
Anerkennung im pädagogischen Kontext.
Nachfolgend werden diese theoretischen Ansätze mit Fokus auf die je-
weiligen Konzeptualisierungen der Anerkennungsdimensionen dargestellt.
Auf Grundlage der anschließenden Diskussion dieser Ansätze erfolgt die
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik