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3. Theoretischer Analyserahmen 77
und Pädagog_innen in der Früherziehung einen relevanten Anteil an den
emotionalen Anerkennungsverhältnissen gegenüber Kindern und Jugend-
lichen besitzen.
Prengel (vgl. 2006) sieht die Institution Schule aufgrund der gegenwär-
tigen gesellschaftlichen Entwicklungen der strukturellen Ungleichheit und
Ausgrenzungsmechanismen in der Pflicht, Anerkennungsprozesse für alle
Schüler_innen zu ermöglichen. Sie prägt hierfür den Begriff einer »Päda-
gogik der Vielfalt«, welche sie »als Pädagogik der intersubjektiven Anerken-
nung zwischen gleichberechtigten Verschiedenen« beschreibt (ebd., S. 62).
Sie entwickelt dazu Vorschläge im Bereich der Interkulturellen Pädagogik,
der feministischen Pädagogik und der Integrationspädagogik auf Grund-
lage der Frage, wie intersubjektive Anerkennung durch Bildung gestaltet
werden kann. Anerkennungserfahrungen im pädagogischen Kontext kön-
nen demnach zwischen einzelnen Personen, durch gleiche institutionelle
Zugänge oder durch Anerkennung der Zugehörigkeit zu bestimmten kultu-
rellen Gemeinschaften ermöglicht werden.
Gröning sieht in den Ausführungen von Honneth die Möglichkeit einer
gesellschaftstheoretischen Fundierung des Anerkennungsbegriffs in der
Beratungstheorie nach Carl Rogers:
»Für die Pädagogik und die pädagogische Beratung bedeutet seine Theorie
eine Weiterentwicklung und Fundierung dessen, was Müller und Mollen-
hauer in den 1960er Jahren zur Pädagogik und Beratung formuliert haben.
Pädagogik und Beratung können genauso wie Therapie zur Mündigkeit und
innerlichen Freiheit verhelfen und verwirklichen damit die wichtigsten Idea-
le moderner Gesellschaften« (Gröning 2011, S.
177).
Aufgrund der theoretischen Kontextualisierung des Anerkennungsbegriffs
kann Anerkennung als zentrales Element einer pädagogischen Theorie wei-
terentwickelt und können die Anerkennungsebenen für die Praxis nutzbar
gemacht werden. Die Anerkennungsformen ermöglichen demnach die Ana-
lyse der Spannungsfelder in der pädagogischen Beratung. Nach Gröning
findet Beratung zumeist in der zweiten Sphäre der Anerkennung statt, in-
dem der_die Klient_in zu einem Perspektivenwechsel angeregt wird und
dabei zu Selbstachtung und einer positiven Selbstbeziehung kommt. Zudem
nehmen die wertschätzende Haltung und die damit verbundene Anerken-
nung einen bedeutenden Stellenwert für eine positive Beratungsbeziehung
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik