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4. Methodologische Einordnung und methodisches Vorgehen 103
nicht nur eine distanzierte, beobachtende Rolle, sondern nehmen auch aktiv
an dem jeweiligen Geschehen teil und versuchen sich so einer »Innensicht«
auf den jeweiligen sozialen Kontext anzunähern.
Teilnehmende Beobachtung findet zwischen dem Anspruch der dis-
tanzierten Beobachtung und dem Versuch der Anpassung bzw. Integration
statt. Ziel ist es, durch die Anwesenheit über einen längeren Zeitraum in der
untersuchten Gesellschaft oder Gruppe als »Teilnehmer_in« akzeptiert zu
werden. Die teilnehmende Beobachtung ermöglicht damit auch der jeweili-
gen Gruppe, sich an den_die Forscher_in zu gewöhnen.
»Participant observation involves establishing rapport in a new community;
learning to act so that people go about their business as usual when you show
up; and removing yourself every day from cultural immersion so you can in-
tellectualize what you’ve learned, put it into perspective, and write about it
convincingly« (Bernard 1995, S.
137).
Es ist zu hinterfragen, ob alle Beobachtungsverfahren, die in den Erzie-
hungswissenschaften unter diesem Begriff geführt werden, tatsächlich
auch diesen Anspruch erfüllen. In Abgrenzung zur Methode der teilneh-
menden Beobachtung werden in der Ethnologie weitere Beobachtungsver-
fahren eingesetzt, die zu einem unterschiedlichen Grad teilnehmend sowie
systematisiert sein können. Die Systematisierung bezieht sich auf die Fest-
legung von Beobachtungseinheiten und -kategorien zur strukturierten und
geplanten Erfassung von bestimmten Merkmalen (vgl. Beer 2003, S.
121ff.).
In der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine nichtteilnehmende,
systematische Beobachtung. Es wird nicht aktiv an den Beratungsgesprä-
chen teilgenommen und es wird auch keine Integration in die untersuchte
Gruppe angestrebt. Die Beobachtung ist insofern systematisch, als zuvor
relevante Fragestellungen festgelegt und die Beobachtungen in einem Pro-
tokoll festgehalten werden. Das Beobachtungsprotokoll beschreibt, wie die
Beratungsstelle erreicht werden kann, inwiefern sie an weitere Angebote
räumlich angebunden und mit ihnen vernetzt ist. Weiterhin hält das Proto-
koll die Organisation in der Beratungsstelle (Anmeldung, Warteraum etc.)
fest, nach Möglichkeit das Beratungssetting (räumliche Aufteilung und
Ausstattung) sowie weitere Auffälligkeiten und Besonderheiten der Bera-
tungsstelle. In begrenztem Umfang sind damit auch Rückschlüsse darauf
möglich, wie niedrigschwellig die Angebote gestaltet sind bzw. ob Zugangs-
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik