Seite - 125 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
Bild der Seite - 125 -
Text der Seite - 125 -
5. Ergebnisse 125
mit Sozialarbeiter_innenausbildung gegeben und da haben wir gesagt, die
›Einheimischen‹ (lachen) müssen Sozialarbeiter_innen sein und bei den Mig-
rant_innen sind wir nicht allzu streng, also irgendeine Ausbildung im psycho-
sozialen Bereich oder schon Erfahrung« (L/AT, Z. 43-49).
Die bereits dargestellte Bedeutung eines Abschlusses im sozialen Bereich
relativiert sich in Bezug auf die sprachliche Kompetenz. Der Interviewaus-
schnitt beschreibt ein mehrstufiges Vorgehen für den Fall, dass diese beiden
Anforderungen nicht erfüllt werden können. Bei Berater_innen ohne Migra-
tionserfahrung wird eine Qualifikation als Sozialarbeiter_in vorausgesetzt,
während bei mehrsprachigen Berater_innen ein breiteres Feld an Qualifi-
kationen akzeptiert wird. Diese differenzierte Sichtweise verweist auf eine
verbreitete Diskussion im Bereich der migrationsbezogenen Beratungsan-
gebote, wo der Stellenwert einer fachspezifischen Ausbildung oftmals gegen
die sprachlichen Kompetenzen abgewogen wird. In den Interviews zeigt
sich zudem, dass insbesondere in Einrichtungen mit langjähriger Arbeits-
erfahrung im Migrationsbereich die formale Qualifikation nicht zwangsläu-
fig als entscheidende Voraussetzung für Beratungskompetenz gesehen wird.
»[W]ie wir heute vor 30 Jahren gegründet worden sind, hätten wir das nie als
Anforderung schreiben können, weil zu dem Zeitpunkt damals hat es keine
mehrsprachigen Sozialarbeiter_innen gegeben, oder Maximum Deutsch/
Englisch. Aber es hat einfach das System nicht gegeben, das heißt, da arbei-
ten einfach bis heute Leute, die supergut sind, die inzwischen unterrichten,
aber sie haben trotz allem nicht diese formale Ausbildung, weil sie hätten
die damals nicht haben können […] also das ist halt unsere Doppelgleisigkeit
gewesen« (A/AT, Z. 271-301).
Aufgrund der spezifischen Anforderungen im Migrationsbereich wurde der
Schwerpunkt hier zu Beginn der Anerkennungsberatung nicht ausschließ-
lich auf formale Qualifikationen gelegt, sondern auch auf sprachliche Kom-
petenzen und Migrationserfahrung. Die spezifischen formalen Abschlüsse,
die auf die Beratungsarbeit im Migrationsbereich abgestimmt sind, haben
sich demnach erst parallel zum Aufbau der Beratung entwickelt. Gleichzei-
tig wird jedoch auch die Notwendigkeit gesehen, die durch die Beratungs-
arbeit erworbenen Kompetenzen in formale Qualifikationen zu übersetzen,
um den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden.
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik