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Bildungs- und Berufsberatung in der
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»[W]enn sie kommen, man sieht, sie haben sich schon selbst informiert, über
das Internet. Natürlich ist das schwierig, kommen sie zu uns, um ein biss-
chen mal klarer zu werden, ist es wirklich, bin ich auf dem richtigen Weg oder
stimmt das so oder ist das so?« (H/AT, Z. 230-233).
Aus diesem Zitat lässt sich ableiten, dass die Berater_innen oftmals mit be-
reits gut informierten Klient_innen sprechen und die Beratung als Möglich-
keit gesehen wird, dieses Wissen zu ordnen, zu reflektieren und in die kon-
krete Situation zu übersetzen. Anerkennungsberatung ermöglicht damit
nicht nur den Zugang zu Informationen, sondern wird – wie Enoch für die
Bildungs- und Berufsberatung feststellt – verstärkt »zur Validierung von als
unsicher empfundenen Wissensbeständen genutzt« (Enoch 2011, S. 10). Ob-
wohl die Vermittlung von fachlichen Informationen in der Anerkennungs-
beratung einen hohen Stellenwert einnimmt, wird in jedem Interview her-
vorgehoben, dass die damit verbundenen Entscheidungen ausschließlich
durch die Klient_innen getroffen werden. Orientierung beschränkt sich
damit nicht auf die Bereitstellung von Informationen, sondern meint auch,
die eigenverantwortliche Entscheidungsfähigkeit zu unterstützen. Dieser
Zugang verweist auf ein pädagogisches Beratungsverständnis, welches sich
an den Prinzipien der Autonomie und Emanzipation der Klient_innen orien-
tiert.
Mit der Funktion einer Anlaufstelle kann grundsätzlich ein breites Spek-
trum an Beratungsanliegen verbunden werden. Auf Ebene der Auftrags-
klärung geht es daher um die Abklärung, welche Beratungsanliegen in der
Anerkennungsberatung bearbeitet werden können, und damit um die For-
mulierung eines Beratungsauftrags.
»Und man lernt das mit der Zeit, dass man das wirklich abtrennt […], das alles
auszufiltrieren, und dass man weiß, jetzt ist es wirklich eine Anerkennung«
(B/AT, Z. 520-533).
Aus den Interviews wird deutlich, dass hier parallel zur institutionellen Ent-
wicklung der Anerkennungsberatung ein Lernprozess stattgefunden hat,
der zu einer fachlichen Fokussierung in Bezug auf die eingesetzten Ressour-
cen und Instrumente geführt hat. In den Fällen, in denen ein Beratungsan-
liegen nicht bearbeitet werden kann, übernimmt Anerkennungsberatung als
erste Anlaufstelle auch die Aufgabe der Weitervermittlung an entsprechende
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik