Seite - 135 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
Bild der Seite - 135 -
Text der Seite - 135 -
5. Ergebnisse 135
»[D]ie Mehrsprachigkeit, man sieht genauso, wie wichtig das ist, dass sie in
Muttersprache beraten werden und dass sie, also ich würde nicht sagen, jetzt
mehr Vertrauen in mich als Migrantin, sondern ja …, du verstehst mich, weil
du die gleiche Sprache sprichst, weil du den ähnlichen Weg gemacht hast als
vielleicht jemand von Behörde, der noch nicht diesen Migrationshintergrund
hat« (J/AT, Z. 509-514).
Der beratenden Person werden ähnliche biografische Erfahrungen zuge-
schrieben, die sich auf einen gemeinsamen sprachlichen Hintergrund und
den Migrationsprozess beziehen. Die dadurch ermöglichte Beratungsbezie-
hung wird hier als Vorteil gegenüber behördlichen Stellen beschrieben, in
denen eine mehrsprachige Teamzusammensetzung im Sinne einer »inter-
kulturellen Öffnung« noch seltener anzutreffen ist.
Eine spezifische Beratungsbeziehung herzustellen, die als ein Anerken-
nungsverhältnis charakterisiert werden kann, wird in den Interviews nicht
nur als Voraussetzung für eine erfolgreiche Beratung, sondern als ein eigen-
ständiges Aufgabenfeld thematisiert. Die Beratungsbeziehung konkretisiert
sich in den Interviews in der Beschreibung einer wertschätzenden und an-
erkennenden Haltung gegenüber den Personen mit ihren individuellen Bil-
dungs- und Berufsbiografien. Der damit verbundene ressourcenorientierte
Zugang wird in der Bezeichnung der Zielgruppe sowie in der Konzeption
einer mehrsprachigen Beratung deutlich.
5.2.1.2 Rechtliche Ebene
Die zweite Analyseebene bezieht sich auf die Herstellung von Anerken-
nungsverhältnissen auf der rechtlichen Ebene, welche sich hier vor allem
in formalen Anerkennungen von im Ausland erworbenen Qualifikationen
konkretisieren. Die Beratungsstellen führen selbst keine formalen Anerken-
nungsverfahren durch, sondern können nur unterstützend auf behördliche
Anerkennungsverfahren einwirken. Der rechtlichen Analyseebene werden
daher alle Aufgaben zugeordnet, welche sich als Unterstützungsleistungen
auf den formalen Anerkennungsprozess beziehen. Aus der Auflistung im
AuBG können für Österreich die Übernahme einer Filterfunktion sowie die
rechtliche Informationsvermittlung und die Verfahrensbegleitung als Auf-
gaben abgeleitet werden. Aus dem empirischen Material wird deutlich, dass
diese Aufgabenfelder auch in Deutschland relevant sind. Die Filterfunktion
bezieht sich auf die Entlastung der Anerkennungsstellen, indem die zu-
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik