Seite - 148 - in Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft - Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
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Bildungs- und Berufsberatung in der
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Anerkennungsberatung als parteiliche Fachberatung
Im Unterschied zur bisher dargestellten Sichtweise auf Anerkennungsbera-
tung, die sich vor allem auf die fachliche Abgrenzung und Expertise bezog,
wird in zwei Interviews der Schwerpunkt auf die Beschreibung einer spe-
zifischen Beratungshaltung gelegt. Diese Beratungshaltung drückt sich vor
allem in der parteilichen Unterstützung im Umgang mit behördlichen Ent-
scheidungen und der Ausrichtung am jeweiligen Einzelfall aus. Im Unter-
schied zu Maßnahmen des AMS, die für einen bestimmten Personenkreis
verpflichtend sind, wird zudem die Freiwilligkeit des Angebotes betont.
»Erstens ist es bei uns freiwillig, also wenn man mit AMS vergleicht oder ir-
gendeiner AMS-Maßnahme, auch wenn sie das AMS hierherschickt, müssen
sie nicht kommen. Und von der Haltung her ist es sicher, dass man einfach ein
bisschen parteiisch ist den Kund_innen gegenüber. Also erstens, dass man
sich wirklich die individuelle Situation anschaut und schaut, was kann man
machen, und dass man wirklich viel Zeit …, wir haben im Prinzip keine Zeit-
beschränkung außer den Druck, den wir uns selbst machen durch die Anzahl
der Leute, aber wir können die Leute ewig beraten, immer wieder. Und das
finde ich auch super und das unterscheidet uns auch, die Leute können sich
einfach bei uns melden und es gibt auch keine Jahresbegrenzung. Also wenn
jetzt wer kommt und er kommt nach fünf Jahren wieder, ist es auch okay.
Und halt dieses Parteiische, dass man auch, wenn es Behördenentscheidun-
gen gibt, dass man auch nochmal schaut, ob man da irgendwas ändern kann,
indem man Stellungnahmen schreibt oder Beschwerden zu dem Fall« (L/AT,
Z. 118-130).
Nach diesem Beratungsverständnis umfasst Anerkennungsberatung nicht
nur die Erklärung von Bescheiden und Entscheidungen, sondern auch die
Überprüfung der Rechtmäßigkeit und Angemessenheit dieser Entscheidun-
gen im Sinne der Klient_innen. Mit der Freiwilligkeit des Angebots ist zu-
dem eine freie Gestaltung des Beratungsprozesses in Bezug auf die Dauer
und Anzahl der Beratungskontakte verbunden. Dabei beschreiben und de-
finieren mehrere Interviewpartner_innen Anerkennungsberatung in Ab-
grenzung zu arbeitsmarktpolitischen Instrumenten, denen ein tendenziell
defizitorientierter Zugang zugeschrieben wird:
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik