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andere Punkte. Und wir sind natürlich auch keine Behörde, also wir können
es unabhängig machen, wir sind kostenfrei, also wir verlangen keine Gebühr
[…]. Wir sind für alle da, das ist vielleicht auch noch mal das Besondere, weil
ja viele mit Berufen kommen, manche auch mit mehreren Abschlüssen tat-
sächlich, oder sie haben Ausbildungen, die nicht so eins zu eins passen« (I/
DE, Z. 133-156).
Im Unterschied zu dem ausdifferenzierten System an behördlichen An-
erkennungsstellen wird die Beratung hier als offenes Angebot für Personen
mit verschiedenen Qualifikationen gesehen. Damit werden vor allem auch
Personen berücksichtigt, die aus verschiedenen Gründen (z.B. mehrere Ab-
schlüsse) durch sehr spezialisierte Angebote und Serviceleistungen nicht
erreicht werden können. Besonders auffällig ist an dieser Stelle zudem die
starke identitätsstiftende Wirkung, die mit dem Begriff der Fachberatung
einhergeht. Die Interviewpartner_innen betonen nicht mehr ihre individu-
ellen Erfahrungen, sondern es wird eher selbstverständlich von einem ge-
meinsamen Beratungsverständnis innerhalb des Netzwerkes gesprochen
– eine Perspektive, welche in dem sehr breit gefächerten Bereich der Bil-
dungs- und Berufsberatung auffällt.
»[D]ass wir sagen, wir sind die Fachberatung und wir haben diesen Standard
und diese Anforderung. Weil: Es gibt schon Tendenzen zu sagen, gut, eine
Anerkennungsberatung ist einfach eine Verweisberatung oder ist eine Wei-
terleitung, die Personen rufen an und dann sagt man ihnen, die und die Stelle
ist zuständig. Und wir sagen ganz eindeutig, das ist keine Anerkennungsbe-
ratung, das reicht nicht. Das kann im Einzelfall natürlich reichen, die Person
hat sich schon informiert und sagt: ›Ich weiß alles, mir ist nur noch nicht klar,
ist das jetzt die richtige Stelle‹, und dann passt das. Aber im Normalfall reicht
das nicht aus, einfach nur eine Adresse weiterzugeben […]. Und da ist ganz
klar unser Standpunkt, dass wir sagen, es muss weiterhin eine individuelle,
unabhängige Beratung geben« (F/DE, Z. 221-235).
Die institutionelle Unabhängigkeit wird als Voraussetzung für eine ergeb-
nisoffene Beratung gesehen, welche auch die unterschiedlichen Zielsetzun-
gen des Anerkennungsprozesses berücksichtigen kann. Mit dem Begriff der
Fachberatung werden hier gleichzeitig gemeinsame Qualitätsstandards so-
wie ein geteiltes Beratungsverständnis im Sinne eines Leitbildes definiert.
Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Titel
- Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Untertitel
- Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen
- Autor
- Birgit Schmidtke
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4485-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 252
- Schlagwörter
- Qualifikation, Integration, Bildungsberatung, Berufsberatung, Bildung, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungstheorie, Pädagogik
- Kategorie
- Recht und Politik